Razzia beim „Schelm“
Das sächsische Landeskriminalamt hat bei dem konspirativ agierenden rechtsextremen „Schelm“-Verlag zehntausende Bücher beschlagnahmt.
Polizei und Staatsanwaltschaft sind in Sachsen mit einem Großaufgebot gegen den neonazistischen Verlag „Der Schelm“ vorgegangen. Beamte der „Soko Rex“ des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA) durchsuchten mehrere Wohnungen und weitere Räume in der Stadt und im Landkreis Leipzig. Dem Betreiber und einem mutmaßlichen Helfer wird Volksverhetzung vorgeworfen.
Die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelt wegen der Veröffentlichung von nationalsozialistischen Büchern im Verlag „Der Schelm“. Während sich der Inhaber des Verlags laut LKA derzeit offenbar in Osteuropa aufhält, konzentrieren sich die Ermittlungen nun wohl vor allem auf einen 38 Jahre alten Mann aus Leipzig. Der Verdächtige soll „sich maßgeblich an der Lagerung und am Versand strafrechtlich relevanter und indizierter Bücher eines zuletzt in Leipzig ansässig gewesenen Verlags beteiligt haben“, wie das LKA in einer Mitteilung schreibt. Bei dem Verdächtigen soll es sich um Enrico B. handeln, einen ehemaligen NPD-Funktionär und Stadtrat der rechtsextremen Partei in Leipzig. Reporter des NDR-Formats „STRG_F“ hatten B. 2019 dabei beobachtet, wie er Pakete mit „Schelm“-Büchern zu einem Versanddienstleister brachte.
Tausende Bücher mit teils strafrechtlich relevanten Inhalten
Bei der Durchsuchung am Donnerstag in mehreren Geschäfts- und Lagerräumen sowie zwei Wohnungen stellte die Polizei „umfangreiches Beweismaterial“, darunter versandfertige Bücher und elektronische Speichermedien sicher. „In einer Lagerhalle im Landkreis Leipzig wurden auf ca. 80 Euro-Paletten in einer Vielzahl von Paketen mehrere tausend Bücher mit strafrechtlich relevanten, bzw. indizierten Publikationen aus dem Verlagsprogramm beschlagnahmt“, so das LKA. Unter den beschlagnahmten Büchern befanden sich zahlreiche unkommentierte Nachdrucke von „Mein Kampf“ von Adolf Hitler. Der Verlag „Der Schelm“ hatte das Buch über mehrere Jahre vertrieben. Mehr als 60 Polizisten waren laut LKA an der Razzia beteiligt.
Mutmaßlicher Inhaber des 2014 gegründeten „Schelm“-Verlags ist Adrian Preißinger. Preißinger (Jg. 1965) war einst Produzent von Neonazi-Musik und wurde 2002 wegen Volkverhetzung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und anderer Straftaten zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Rechtsextremist, der sich inzwischen in Osteuropa aufhalten soll, arbeitete zeitweise beim NPD-Verlag „Deutsche Stimme“.