Rassistische Gewalt gegen junge Flüchtlinge

In Thüringen häufen sich die Fälle, in denen Minderjährige zu Opfern rassistischer Gewalt werden. Die Opferberatung und andere Initiativen warnen vor einer Relativierung und appellieren nun, Rassismus als Motiv für Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen.

Dienstag, 31. Juli 2018
Redaktion

Gleich zwei gewalttätige Angriffe auf junge Geflüchtete registrierte die Polizei innerhalb von fünf Tagen im in Thüringen. Mitte Juli wurde in Kahla ein 16-Jähriger von drei Männer angesprochen und geschlagen. Fünf Tage später schoss im südthüringischen  Untermaßfeld ein 35-jähriger Mann mit einer Waffe auf vier junge Flüchtlinge, die auf dem Weg in ihre Unterkunft waren. Im April waren in Kahla vier Geflüchtete von Burschenschaftern Kahla angegriffen und bis in ihre Wohnräume verfolgt worden.

Die Opferberatungsstelle „ezra“ registrierte in diesem Jahr bislang 13 Angriffe mit 22 betroffenen Kindern und Jugendlichen. Im gesamten vergangenen Jahr wurden der Beratungsstelle 16 Fälle bekannt, bei denen 23 Kinder bis 13 Jahre direkt oder indirekt von Gewalttaten betroffen waren. Die überwiegende Mehrzahl der Angriffe war, wie im laufenden Jahr auch, rassistisch motiviert. Ezra spricht von teils erheblichen physischen und psychischen Verletzungen als Folgen der Angriffe und warnt: „Die Folgen von Gewalterfahrungen können für Kinder und Jugendliche individuell sehr schwerwiegend sein.“

Antje-Christin Büchner vom Flüchtlingsrat Thüringen fordert, die Gesellschaft dürfe solche „sehr ernst zu nehmenden Vorfälle“ nicht hinnehmen und fordert, „die Täter müssen konsequent verfolgt werden, ansonsten wird rassistische Gewalt verharmlost. Wenn die die politisch Verantwortlichen und Strafverfolgungsbehörden die Betroffenen schon nicht vor solchen Angriffen schützen könnten, müssten sie ihnen zeigen, dass sie ernst genommen würden, indem sie das Problem Rassismus erkennen. (kb)

Kategorien
Tags