Rassistische Brauchtumsexpertin

Mit einem Gastbeitrag für die völkisch-heidnische schweizerische „Avalon-Gemeinschaft" meldet sich die langjährige NPD-Aktivistin Edda Schmidt zu Wort.

Donnerstag, 23. April 2020
Anton Maegerle

Edda Schmidt (Jg. 1948) berichtet auf der Homepage des „eidgenössischen, völkisch-heidnischen Kulturkreises“ über den germanischen Ursprung des Osterfestes, das „alte heidnische Frühlingsfest“. Die Rechtsextremistin beklagt, dass die Menschen in der Stadt den „Bezug zur Natur und damit zum Sinngehalt der Bräuche verloren“ haben, „sodass oft nur noch die Form erhalten ist“. Dazu habe die christliche Kirche „in über tausend Jahren durch die Umformung und Verfälschung beigetragen, aber auch die Umerziehung nach 1945“. Schmidt gibt sich der Hoffnung hin, dass ein Volk „erst dann wirklich besiegt“ sei, „wenn es seine Geschichte und seine Herkunft und damit auch die Wurzeln seines Volkstums vergisst. Erst dann kann der manipulierbare Einheitsmensch geschaffen werden."

Ursprung in der „Wiking-Jugend Schweiz“

Die „Avalon-Gemeinschaft“ (Postfachadresse: Aefligen, Kanton Bern) versteht sich als „Zusammenschluss von national gesinnten Menschen“ und „lose Gemeinschaft, die sich in regelmäßigen Abständen in einem privaten Rahmen unter seinesgleichen trifft“. Die Gesinnungsgemeinschaft wurde im Jahr 1990 von Roger Wüthrich und weiteren Personen aus seinem damaligen Kameradenkreis „Zirkel 89“ ins Leben gerufen.

Ursprung sowohl des „Zirkels 89“ wie auch der „Avalon-Gemeinschaft“ war die 1987 von Wüthrich gegründete und geführte „Wiking-Jugend Schweiz“. Im Sommer 2003 gab Wüthrich seinen Rücktritt als Vorsitzenderder „Avalon-Gemeinschaft" bekannt. Sein Nachfolger im Amt des Avalon-Vorsitzenden ist der ehemalige „Hammerskin“-Aktivist und PNOS-Führungskader Adrian Segessenmann. Wüthrich, bis heute ein aktiver Avalon-Angehöriger, nahm 2016 an der Erst-August-Feier der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) teil.

Veranstalterin für völkischen Sonnenwend- und Erntedankfeiern

Die NPD-Brauchtumsexpertin Schmidt schreibt regelmäßig im NPD-Sprachrohr„Deutsche Stimme“ (DS) über „besondere Orte“ wie den Ulrichsberg (Österreich) oder den Odilienberg (Frankreich). In der aktuellen DS-Ausgabe (April), die erstmals als Magazin anstelle einer Monatszeitung erschien, berichtet Schmidt über den Brocken im Harz, „Deutschlands heiliger Berg“. Mehrfach trat Schmidt auch als Veranstalterin von völkischen Sonnwend- und Erntedankfeiern auf. Am 9. November 2019 war Schmidt Rednerin bei der dritten Solidaritätsdemonstration der Neonazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ für die in Bielefeld-Brackwede inhaftierte Holocaust-Leugnerin und militante Antisemitin Ursula Haverbeck-Wetzel.

Schmidt, rechtskräftig wegen Aufstachelung zum Rassenhass, Volksverhetzung und Verbreitung jugendgefährdender Schriften verurteilt, amtierte vom Oktober 2010 bis Februar 2012 als Bundesvorsitzende der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) und war einst bei der 1995 verbotenen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) und der 2011 verbotenen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG) zugange. Aktuell ist sie Beisitzerin im baden-württembergischen NPD-Landesvorstand.

„Vielseitiges Wirken für das heidnische Brauchtum“

Ihren parteipolitischen Werdegang startete Edda Schmidt 1967 bei der örtlichen Hochschulgruppe der NPD-Studierendenorganisation Nationaldemokratischer Hochschulbund (NHB) in der baden-württembergischen Universitätsstadt Tübingen. Ihr 2016 verstorbener Vater Sepp Biber war vormals Freiwilliger der „12. SS Panzerdivision Hitlerjugend“.

Im Oktober vergangenen Jahres wurde sie vom rechtsextremen „Schutzbund für das deutsche Volk e.V.“ (SDV) mit dem „Hohe-Meißner-Preis“ ausgezeichnet. In der Laudatio heißt es, dass die aus „einer nationalen Familie aus der Ostmark“ stammende Schmidt „sich seit über fünf Jahrzehnten für den Erhalt des deutschen Volkes in seiner vieltausendjährigen Kultur“ einsetze. Hervorgehoben wird – neben ihrem „unermüdlichem Engagement“ („Gaumädelführerin“) in der 1994 verbotenen „Wiking-Jugend“, der rassistischen „Artgemeinschaft“ und der NPD – ihr „vielseitiges Wirken für das heidnische Brauchtum und die germanische Frühgeschichte in Wort und Tat“. Mit der Verleihung des „Hohe-Meißner-Preises“ „fördert der SDV gezielt Personen, die Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung verfolgen", hält der aktuelle Verfassungsschutzbericht des Landes Bayern fest.

Kategorien
Tags