Rassistisch motivierter Anschlag
Im baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis wurde ein antiziganistischer Brandanschlag auf den Wohnwagen einer Sinti-Familie verübt.
Unbekannte haben eine brennende Fackel aus einem fahrenden Auto in Richtung des Wohnwagens einer französischen Sinti-Familie aus Frankreich geworfen, die auf einer Wiese am Ortsrand von Erbach-Dellmensingen (Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg), Nähe Ulm, Halt gemacht hatte. Die Fackel verfehlte knapp ihr Ziel und konnte keinen Schaden anrichten.
Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge gehen die Ermittler von einer fremdenfeindlichen, antiziganistischen Tat aus. Der baden-württembergische Landesverband des Verbands deutscher Sinti und Roma (VDSR) spricht von einem rassistisch motivierten Brandanschlag. Die vier oder fünf unbekannten Insassen in dem dunklen Kleinwagen, aus dem auch die Fackel in Richtung des Wohnwagens geworden wurde, hätten antiziganistische Parolen gerufen.
Mehr antiziganistische Straftaten
Der baden-württembergische VDSR-Landesvorsitzende Daniel Strauß ist „sehr bestürzt über den Anschlag. Wir werden alles tun, die Familie zu unterstützen. ... Dieser Vorfall steht für die gewalttätige Rhetorik gegenüber Sinti und Roma, die im Europawahlkampf wieder vielerorts auf Wahlplakaten, nicht nur der NPD, zu erkennen war. Antiziganismus – das ist der Rassismus von nebenan.“ Strauß und der Europa-Abgeordnete der Grünen Romeo Franz prangern an, dass die Zahl der Angriffe auf Sinti und Roma zunehme. Franz: „Dieser rassistisch motivierte Brandanschlag auf französische Bürger und Bürgerinnen mit Romno-Hintergrund reiht sich ein in die Anschläge auf italienische Bürger und Bürgerinnen mit Romno-Hintergrund und auch auf kosovarische Roma im Kosovo. Die antiziganistischen Angriffe, die z.T. wie in der Ukraine tödlich enderen, mehren sich dramatisch."
2018 zählte das Bundesinnenministerium (BMI) 63 antiziganistische Straftaten. 2017 waren es 41. Fast alle Delikte waren rechtsextrem motiviert. So wurden für das Jahr 2018 bei 63 Straftaten insgesamt 36 Tatverdächtigte ermittelt, davon 32, die dem Phänomenbereich „Politisch Motivierte Kriminalität – rechts“ zugerechnet werden. Antiziganistische Straftaten werden seit 2017 in der Statistik zur „Politisch Motivierten Kriminalität" des BMI erfasst. (am)