Randale nach dem „Tag der deutschen Zukunft“

Dortmund – Rund 900 Neonazis kamen am Samstag zum „Tag der deutschen Zukunft“ nach Dortmund. Ein Teil der örtlichen Szene, dem Demonstrationen allein zu wenig actionhaltig sind, lieferte sich am Abend Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Montag, 06. Juni 2016
Tomas Sager

Vier Stunden lang zog die von dem Dortmunder „Die Rechte“-Ratsmitglied Michael Brück angemeldete Demonstration durch zwei Stadtteile im Westen der Stadt. Ein Aufmarsch in der Nordstadt, wo viele Migranten leben, war Brück & Co. verwehrt worden. (bnr.de berichtete) Gegen den Neonazi-Aufmarsch demonstrierten bei verschiedenen Gegenveranstaltungen mehr als 5000 Menschen.

Wenig "überparteilich"

Weniger spürbar als in früheren Jahren war diesmal der „parteiübergreifende“ Charakter des „Tages der deutschen Zukunft“. Ans Mikrofon traten neben Brück der Düsseldorfer Neonazi Sven Skoda, „Die Rechte“-Kandidat zur Europawahl 2014 und Standardredner bei Veranstaltungen der Partei, ihr Bundesvorsitzender Christian Worch, der ehemalige Dortmunder Feuerwehrchef Klaus Schäfer, der sich seit Erreichen des Pensionsalters immer deutlicher bei Veranstaltungen der lokalen Rechtsaußenszene exponiert, sowie ein Sprecher des „Bulgarischen Nationalbundes“, mit dem die Neonaziszene der Ruhrgebietsstadt seit Jahren durch gegenseitige Besuche verbunden ist.

Nur mit Vertretern aus der zweiten Reihe der Partei war hingegen die NPD präsent, darunter der NRW-Landesvorsitzende Claus Cremer und Thüringens Landesvize Thorsten Heise, der eine der Reden hielt und damit einen „überparteilichen“ Charakter der Veranstaltung symbolisieren sollte. „Der III. Weg“, die dritte Partei, in der sich derzeit Neonazis sammeln, war gar nicht auf der Rednerliste präsent. Sie ließ die Veranstaltung auf ihren Internetseiten bisher komplett unerwähnt. Stattdessen berichtete sie sogar lieber über einen eigenen Infostand am Samstag im benachbarten Sauerland.

Unterm Strich freilich war die Demonstration vom Samstag die bisher größte Veranstaltung, seit sich die lokale Szene nach dem Verbot ihres „Nationalen Widerstands Dortmund“ im Jahr 2012 unter dem Dach der Partei „Die Rechte“ neu formiert hat. Und es war die bislang größte unter dem Label „Tag derdeutschen Zukunft“ durchgeführte Demo. (bnr.de berichtete

Polizisten attackiert

Jenem Teil der Szene, der vor allem auf Action aus ist, reichte das aber offenbar nicht. Stunden nach Ende der Demo griffen Neonazis in einer Straße, in der zahlreiche Mitglieder der Szene wohnen, Polizeibeamte an. Zunächst hatten sie dort mit Pyrotechnik gezündelt. Als die Beamten die Personalien der Beteiligten feststellen wollten, erhielt die zunächst aus 15 Personen bestehende Gruppe Unterstützung von ungefähr 60 weiteren Neonazis. Die Rechtsextremisten hätten die Beamten mit Pfefferspray und einem Feuerlöscher angegriffen, berichtete die Polizei. Ein Beamter wurde verletzt. Die eingesetzten Beamten setzten alle Beteiligten fest, um sie zu durchsuchen und die Personalien festzustellen.

Auf einer Internetseite, die dem Dortmunder Kreisverband der Worch-Partei zugerechnet werden kann, werden die an der Randaleaktion beteiligten Neonazis im Nachhinein gefeiert: Die Polizeibeamten seien „sicherlich nicht als Sieger vom Platz gegangen“, wird dort zufrieden bilanziert. Einige von ihnen hätten „Blessuren erlitten“ oder seien „mit Feuerlöschern bzw. Farbbeuteln in Kontakt gekommen“.

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