Radikalisierung oder NPD-Abgrenzung: Wird die AfD wirklich zur rechtsextremen Partei?

Der NPD-Landtagsabgeordnete David Petereit (rechts) auf der AfD-Demonstration (Foto: Oliver Cruzcampo, Archiv)
Den Demonstrationen seiner eigenen Partei und ihrer Vorfeld-Organisationen blieb David Petereit in den zurückliegenden Monaten weitgehend fern. Selbst auf wichtigen Szene-Terminen wie dem 1. Mai in Neubrandenburg oder dem 8. Mai in Demmin und auf vielen Mvgida-Aufmärschen, an denen sonst NPD-„Größen“ wie Udo Pastörs, Stefan Köster, Andreas Theißen oder Michael Grewe teilnahmen und teilnehmen, suchten Beobachter den NPD-Abgeordneten oftmals vergebens. Nicht aber auf der Demonstration der Alternative für Deutschland (AfD) am vergangenen Wochenende in der Hansestadt Rostock.
Teilnahme „ärgerlich“
Zunächst hielt das einstige Mitglied der verbotenen „Mecklenburgischen Aktionsfront“ (M.A.F.) sich im Schutz der Menschenmenge auf – nach Polizeiangaben nahmen 1.800 Menschen an dem AfD-Zug teil –, um sich in der zweiten Hälfte des Aufmarsches öffentlichkeitswirksam in einer NPD-Jacke an die Spitze des Zuges zu setzen, während sich AfD-Funktionäre am anderen Ende des Geschehens befanden. Die Inszenierung glückte: Fotos, die Petereit als Träger eines „Wir sind das Volk“-Banners zeigen, machten bald die Runde. Die Reaktionen der Landespolitik folgten prompt, genauso wie eine umgehende Distanzierung der Spitze der selbsternannten Alternative. Diese Herren seien „nicht eingeladen“ gewesen; Landessprecher Leif-Erik Holm nannte ihre Anwesenheit „ärgerlich“. Die „Altparteien“, so die rechtspopulistische Partei weiter, „versuchten aus Angst krampfhaft eine Nähe [der AfD, die Red.] zu den NPD-Heinis zu konstruieren“. Aber stimmt das?
Auf kommunalpolitischer Ebene ließ die AfD bislang nämlich die nötige Distanz zu den Rechtsextremisten vermissen: Im Landkreis Nordwestmecklenburg verweigerten die AfD-Kommunalpolitiker sich einer gemeinsamen Erklärung gegen die NPD und gegen Fremdenfeindlichkeit, sie schlossen sogar eine inhaltliche Zusammenarbeit nicht aus. Vorschläge der Neonazis, die „im Interesse der Bürger“ seien, könnten die Zustimmung der AfD finden. Inwieweit eine verfassungsfeindliche Politik „im Interesse der Bürger“ sein kann, ließ die AfD offen.
Was in Nordwestmecklenburg bislang nur eine Eventualität darstellt, wurde im Landkreis Vorpommern-Greifswald Realität. Dort stimmten in einer Ratssitzung drei AfD-Vertreter allen von der NPD eingebrachten Anträgen zu. Zwei NPD-Initiativen thematisierten die Asyl-Politik. Während ein Antrag einen Fall von Kirchenasyl missbilligte, sollte mit dem zweiten verhindert werden, dass die Landrätin den Gemeinden zukünftig Asylbewerber zuweise.
Zurück zur AfD-Demonstration: Zumindest einer Person der Ordnertruppe hätte seine Anwesenheit auffallen können, ja müssen: Jens Schneider, ein Ex-CDU-Mann, kennt sich in der Szene aus. Der kamerascheue Schweriner ist seit Monaten Mitläufer auf Demonstrationen aus dem NPD-Dunstkreis.

Offene Allianz von AfD und Neonazis Unheimliche Allianzen: Panorama 3 berichtet darüber, wie AfD und NPD in Mecklenburg-Vorpommern Seite an Seite marschieren. Posted by Panorama on Mittwoch, 21. Oktober 2015
Jens Schneider auf der AfD-Demonstration (Foto: Oliver Cruzcampo, Archiv)