RAC mischt sich mit Oi!-Kultur

Mehrere vorgeblich unpolitische Bands mit Affinität ins rechte Lager wollen am kommenden Samstag in Schleiz in Thüringen und eine Woche später bei Leipzig aufspielen.

Montag, 22. Mai 2017
Horst Freires

Die Oi!-Kultur der Skinheads betont stets ihre unpolitische Attitüde. Trotzdem gibt es Bands, die sich von rechten Klängen nicht distanzieren, diese verharmlosen oder sich ihnen sogar hinwenden, hervorgerufen oft durch persönliche Freundschaften unter Musikern. Damit ist dann der musikalischen Einstellung zum rechtsextremen „Rock Against Communism“ (RAC) Tür und Tor geöffnet. Party geht vor Haltung. Mehrere Bands, die sich derart verhalten, sollen zum einen am 27. Mai in Schleiz (Saale-Orla Kreis) und dann am 3. Juni in Elstertrebnitz (bei Leipzig) aufspielen.

Für Auftrittsmöglichkeiten legen etliche Bands hunderte Kilometer zurück. Das trifft auch auf die Musiker von „Loi!chtfeuer“ aus Bremerhaven zu, die sich selbst nach eigenen Angaben sogar in die Punk-Ecke stellen. Sie haben gerade beim Label Subcultural Records aus Memmingen ihren Debüt-Tonträger veröffentlicht. Dort tummeln sich auch einige RAC-Bands, und dadurch erhalten Vorwürfe einer Affinität ins politisch rechte Lager entsprechend Nahrung. Dass ein früherer Auftritt der Combo auch innerhalb des „Blood&Honour“-Netzwerkes beworben wurde, ist mit Sicherheit kein Zufall. Genauso wenig, dass der rechtsextreme Versand von Oldschool Records aus Wolfertschwenden das Album der Band in seinem Sortiment hat.

„Schusterjungs“-Gig am 3. Juni in Elstertrebnitz

Die Bremerhavener wollen mit den „Bird Mountain BootBois“ (BMBB) aus Hessen sowie mit den „Schusterjungs“ aus Weißenfels im thüringischen Schleiz auftreten. Doc Martens-Schuhwerk mit weißen Schnürsenkeln bei BMBB lassen tief blicken, gilt das Detail in der rechten Szene doch auch als Erkennungszeichen und Ausdruck einer Überlegenheit der weißen Rasse. Die Band aus Sachsen-Anhalt spielte bereits mehrfach in Locations, in denen auch Konzerte mit Neonazi- und RAC-Combos  stattgefunden haben.

Nach Protesten im thüringischen Nordhausen wurde dort der für den 3. Juni geplante „Schusterjungs“-Gig nebst anderen Bands gecancelt und nunmehr nach Elstertrebnitz verlegt. Dort sollen ebenfalls „The Tenderizers“ aus Belgien sowie „Haircut“ aus Frankreich aufspielen. Die Combo aus Brügge hat bereits mit der Bremer Rechtsrock-Band „Endstufe“ die Bühne geteilt.

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