Polizei sprengt rechten Liederabend

Die Polizei in Goslar hat am vergangenen Samstag kurz vor Mitternacht mit rund 100 Einsatzkräften ein braunes Konzert aufgelöst.

Montag, 23. September 2019
Horst Freires

Eingeschritten ist sie, weil aus einer Kleingartenparzelle laute volksverhetzende Lieder zu hören waren. Angetroffen haben die Beamten kurz vor Mitternacht am Samstag rund 30 Neonazis, die beim Eintreffen der Uniformierten zum Teil erheblichen Widerstand leisteten. Es wurden diverse Strafverfahren eingeleitet.

Das Konzert dort hat der rechte Liedermacher „Eidstreu“ bestritten, Künstlername von Maik Sundermann aus Magdeburg. Dieser hatte erst genau eine Woche zuvor einen Auftritt bei den „Freien Kräften Prignitz“ an der Seite des Thüringers „Hermunduren“ und des NPD-Anhängers „Fylgien“ (Sebastian Döhring) aus Templin/Brandenburg. Und auch am 15. September hatte Sundermann bei einem Kameradschaftsabend der NPD-Goslar seine Gitarre dabei, spielte neben dem Berliner „Lunikoff“ alias Michael Regener. Dort hat man dann möglicherweise auch spontan den abermaligen Auftritt des Magdeburgers vereinbart.

„Freie Kräfte“ wechseln nach kurzer Zeit den Namen

Sundermann wartet unterdessen weiter auf seine Berufungsverhandlung in einer Strafsache wegen eines rassistischen Überfall aus dem Jahr 2016.  Vom Amtsgericht Schönebeck wurde er in erster Instanz im Mai 2018 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

In der Region Goslar gibt es seit Jahren stetig neonazistische Aktivitäten von Anhängern des NPD-Nachwuchses Junge Nationalisten mit Überschneidungen zur Splitterpartei „Die Rechte“. Diese mündeten im vergangenen Jahr in der überregionalen Mobilisierung für den braunen „Tag der Deutschen Zukunft“, der rund 270 Teilnehmer anlockte. „Freie Kräfte“ traten in Goslar und Umgebung in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Bezeichnungen auf, um nach kurzer Zeit dann jeweils wieder den Namen zu wechseln. Auf diese Weise sind bis heute nacheinander meist personenidentisch die Gruppierungen „Nationale Sozialisten Nordharz“, „Goslar wehrt sich“, „Kollektiv Nordharz“ oder „Nationale Kameradschaft Harz“ in Erscheinung getreten. Dies ist offenbar vor allem auch als Reaktion auf verspürten Druck durch Strafverfolgungsbehörden passiert.

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