Politisch brisanter Leichenfund

Ehemaliger NPD-Kandidat aus Ostvorpommern entdeckt Toten in seinem Brunnen. Der Thüringer mit Hakenkreuz-Tattoo befand sich seit 2013 auf der Flucht.

Donnerstag, 24. April 2014
Redaktion

Als die Sicherheitskräfte am Ostersonntag am Fundort der Leiche eines 25-Jährigen in Nepzin eintreffen, sind auch junge Männer mit auffälligen Tattoos anwesend. Pressevertreter aus der Region werden um „Zurückhaltung“ gebeten. Von anwesenden Neonazis soll die Rede gewesen sein. Ein Fotograf fährt dennoch in das kleine Dorf nahe Wolgast. Seine Bilder zeigen die Männer im Hintergrund. Angeblich gehören sie zur Feuerwehr. Doch ebenso gut könnten sie auch dem Eigentümer des Grundstücks beistehen. Einer von ihnen trägt ein auffälliges Shirt und blickt argwöhnisch in die Kamera. Regionale Medien berichten darüber, dass der Bauunternehmer René M. bei Reinigungsarbeiten am Ostersonntag eine stark verweste Leiche in Winterkleidung in seinem Brunnenschacht gefunden haben will. Der Tote trug Winterkleidung, noch unklar ist die Todesursache. Seither hüllt sich die Polizei in Schweigen.

Der Fall könnte einige politische Brisanz besitzen, denn nicht nur der Finder sondern auch der Tote weisen Verbindungen nach rechts auf. Bei dem Toten handelt es sich um den polizeibekannten Erfurter Straftäter Brian Roger K. Er fiel 2005 wegen Verstoß gegen das Waffengesetz, 2007 wegen Drogendelikten, Einbruch und Körperverletzung auf. K. verbüßte Haftstrafen unter anderem in der Justizvollzugsanstalt Gräfentonna. 2013 soll er aus einer Entziehungseinrichtung im Ort Allstedt in Sachsen-Anhalt entwichen sein.

Herrenloses Fahrrad mit Tasche und Ausweispapieren des Flüchtigen

Über einen DNA-Analyse-Abgleich in der Datenbank des Bundeskriminalamts in Wiesbaden konnte die Leiche nun eindeutig identifiziert werden. Monatelang war K. zur Fahndung ausgeschrieben. Ein zu Lebzeiten tätowiertes Hakenkreuz könnte nun auf rechte Verbindungen des Toten hindeuten. Umso brisanter, dass im November 2013 in Züssow nahe Nepzin ein herrenloses Fahrrad mit einer Tasche und Ausweispapieren des Flüchtigen gefunden worden war. Ausgerechnet im Garten eines ehemaligen NPD-Kandidaten aus dem Nachbarort fand sich dann die Leiche.

Der 1958 in Bautzen geborene René M., genannt „Toni“, stammt aus Brandenburg an der Havel. In Nepzin bot er eine Ferienwohnung an und engagierte sich für Petitionen im Internet. Er kommentierte Hartz IV–Debatten. 2004 hatte M. neben Michael Andrejewski und Mario Kannenberg versucht, in den Kreistag von Ostvorpommern einzuziehen. Zugunsten von Kannenberg musste er aber verzichten. (ar)

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