Pläne für rechte Terrortat enttarnt

Der Bundesanwaltschaft gelang eigenen Angaben zufolge die Aufdeckung von Plänen und Vorbereitungen zur Verübung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Deshalb wurde laut Generalbundesanwalt nun beim Oberlandesgericht in München Anklage gegen die Heilpraktikerin Susanne G. erhoben.

Mittwoch, 27. Januar 2021
Horst Freires

Die 55-Jährige aus dem beschaulichen mittelfränkischen Ort Leinburg-Diepersdorf (Landkreis Nürnberger Land) soll laut Anklageschrift mindestens einen Brandanschlag auf Amtsträger oder Menschen muslimischen Glaubens geplant haben. Ferner wird sie wegen Bedrohung mit einem Verbrechen, Störung des öffentlichen Friedens durch die Androhung von Straftaten und mehreren Verstößen gegen das Waffengesetz angeklagt.

Drohschreiben mit scharfer Munition

Die Strafverfolger werfen ihr vor, dass sie sich im Internet gezielt Literatur für den Umgang mit Sprengstoffen und unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen besorgt hat. Außerdem soll sie sich diverse Materialien zum Bau von Brandsätzen beschafft haben, darunter Benzin, Kartuschen mit Gasgemisch, Feuerwerkskörper sowie Zündschnüre. Zuvor hatte sie bereits mehrere Drohschreiben an zwei fränkische Politiker, einem türkisch-islamischen Moscheeverein und einem Verein für Flüchtlingshilfe verschickt und diesen in fünf Fällen eine scharfe Pistolenpatrone beigefügt. Ein Empfänger ihrer Schreiben war die FDP-Bundestagsabgeordnete Judith Skudelny. In den Drohbriefen tauchten unter anderem Sätze auf wie „Ihr werdet niemals sicher sein!“

Um offenbar eine falsche Spur zu legen, fanden sich in den Drohschreiben auch Zitate des ehemaligen RAF-Mitglieds Holger Meins. Unterschrieben waren diese laut Medienberichten jedenfalls mit dem Kürzel RAZ für Revolutionäre Aktionszellen. G. werden aber auch Drohanrufe aus einer Telefonzelle zugeordnet.

Potentielle Anschlagsopfer ausgespäht

Trotz einer ersten Razzia im März vergangenen Jahres, der Sicherstellung von Beweisstücken und Devotionalien der rechten Szene bei der Naturheilerin und polizeilicher Vernehmungen setzte diese laut Anklageschrift ihre fanatische kriminelle Energie fort und spähte im Sommer 2020 Privatfahrzeuge und Wohnungen von Polizeibeamten und einem fränkischen Mandatsträger als potentielle Anschlagsopfer aus. Erst Anfang September wurde die Angeschuldigte in U-Haft genommen.

Die Ermittlungen, zuvor von der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth und der Generalstaatsanwaltschaft München geführt, zog im Oktober dann die Bundesanwaltschaft an sich. Der Angeschuldigten, die den sogenannten kleinen Waffenschein besaß, werden enge Verbindungen zur rechtsextremen Kleinstpartei Der Dritte Weg nachgesagt. Bei den letzten Neonazi-Aufmärschen zum „Heldengedenken“ in Wunsiedel, federführend organisiert von der Splitterpartei, hat sie sich beteiligt. Bei anderen Aufzügen war sie zum Teil als Ordnerin im Einsatz. Sollte die Mittfünfzigerin verurteilt werden, droht ihr eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

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