„Pegida NRW“ gemeinsam mit Neonazis
Mönchengladbach – In Spitzenzeiten bis zu 130 Rechtsextremisten, Hooligans und Verschwörungsgläubige sind am Sonntag in Mönchengladbach gegen einen Moscheebau aufmarschiert.
Aufgerufen zu dem Protest an Totensonntag hatte die extrem rechte Gruppe „Mönchengladbach steht auf“, eine Art kleiner „Pegida“-Ableger am Niederrhein. Anlass war im Besonderen der Neu- beziehungsweise Erweiterungsbau einer Moschee in Mönchengladbach-Rheydt. (bnr.de berichtete) Neonazi-Gruppen, Ableger der Minipartei „Die Rechte“ (DR), die NPD und „Pegida NRW“ hatten zur Teilnahme aufgerufen.
Obschon der Aufmarsch „eine überparteiliche Veranstaltung“ ohne „Parteisymbole“ war, prägten NPD-Vertreter unter anderem durch das Stellen des Lautsprecherwagens und einer Reihe von Ordnern das Geschehen und unterstützen so das Ein-Frau-Projekt von Simone H. maßgeblich mit. Als Moderator fungierte der NPD-Funktionär Marcel Haliti, anwesend war ebenso NPD-Landeschef Claus Cremer und als eine Rednerin fungierte die Justiziarin des NPD-Landesverbandes, Ariane Meise. Letztgenannte hielt eine gewohnt langatmige Rede und wetterte gegen den „Eroberungsfeldzug von Vertretern der mohamedanischen Heilslehre auf europäischen Gebiet“, Haliti bat die „Kameraden“, sich nicht von Gegendemonstranten provozieren zu lassen, da man selbst von einem „höheren geistigen Niveau“ beseelt sei.
Das Volk ist dabei „aufzustehen“
Die Leiterin der „Identitären Aktion“ (IA) – eine neonazistische Miniabspaltung der „Identitären Bewegung“ (IB) im Rheinland – Melanie Dittmer, nutze ihre Rede auch dazu, um der „Alternative für Deutschland“ (AfD) vorzuwerfen, sich nicht der zunehmend gemeinsam agierenden nationalen Bewegung anzuschließen. Sie sagte, dabei lasse „Björn Höcke […] hoffen“ und behauptete sogar überschwänglich aber ohne Nachweis, unter den Teilnehmern des Aufmarsches in Mönchengladbach seien auch „einige von der AfD“. Die Partei distanziere sich jedoch im „Kalifat NRW“ weiterhin von „solchen Demonstrationen wie diesen“, so Dittmer.
Dortmunds Ex-Feuerwehrchef Klaus Schäfer, heute im Umfeld der Partei „Die Rechte“ aktiv, nutzte die Sturmböen, die an Totensonntag in Teilen NRWs zu starkem Wind führten, um seine Rede zu garnieren. Er erwähnte leicht abgewandelt die durch den NS-Propagandaminister Joseph Goebbels bekannte Losung: „Nun Volk, steht auf, und Sturm, brich’ los!“ Das Volk sei dabei „aufzustehen“ und sei „nicht mehr aufzuhalten“, rief Schäfer den „Kameraden“ zu, und warnte zugleich alle, die es wagten, sich den „Völkern Europas“ in den Weg zu stellen: „Es könnte […] euer Untergang und euer Verderben werden!“
Hooligans kurzzeitig festgesetzt
Der ehemalige „pro NRW“-Funktionär und Mitstreiter der „Hooligans gegen Salafisten“, Dominik Roeseler, nutzte seine Rede wie gewohnt dazu, die in Rufweite anwesenden bis zu 350 Gegendemonstranten in unflätiger Wortwahl zu provozieren. Roeseler ist aktuell parteiloses Mitglied im Stadtrat und wirbt gerne mit diesem Posten in eigener Sache, war allerdings laut Lokalpolitiker und Lokalpresse bei den Sitzungen des Rates in Mönchengladbach schon lange nicht mehr anwesend. Er brachte als Redner den Moscheebau in Rheydt wiederholt mit radikalen Islamisten in Verbindung und forderte von der Stadtverwaltung, „diesen radikalen Vollpfosten“ den Weg dorthin zu weisen, „wo sie hingehören, nämlich in den arabischen Raum“. Muslime, „die ihre Religion ernst nehmen, das sind die, die sich in die Luft sprengen“.
Der Aufmarsch und eine Gegendemonstration wurden durch ein massives Polizeigroßaufgebot begleitet. Hatten rechtsgerichtete Hooligans in der Vergangenheit die Proteste von „Mönchengladbach steht auf“ wiederholt frühzeitig verlassen können, um später abreisenden Gegendemonstranten und Journalisten aufzulauern, schien die Polizei am 20. November auf solche Angriffe besser vorbereitet zu sein. Kurz, nachdem eine Handvoll rechter Hooligans eine Zwischenkundgebung verlassen hatte um offenbar erneut Auseinandersetzungen mit Nazigegnern zu suchen, setzte die Polizei diese Personen kurzzeitig fest. (mik)