Pegida-„Geburtstag“ nicht ohne AfD?

Dresden – Pegida erwartet bei einer Kundgebung zum zweijährigen Bestehen am Sonntag erneut einen AfD-Politiker als Redner. Wer dies sein wird, haben die Organisatoren noch nicht verraten.

Freitag, 14. Oktober 2016
Redaktion

Pegida-Chef Lutz Bachmann hatte bei der vorigen Demonstration am 3. Oktober (bnr.de berichtete) angekündigt, auch von der AfD werde jemand zu der Veranstaltung kommen. Es werde aber niemand vom sächsischen Landesverband sein. Die von Frauke Petry geführten Sachsen-AfD achtet offiziell auf Abstand zu Bachmanns Verein – weniger wegen der bei seinen Veranstaltungen verbreiteten Parolen und eher weil der vorbestrafte Anführer der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ für unberechenbar gehalten wird und seine Organisation zur Konkurrenz bei künftigen Wahlen werden könnte.

Nachdem mit Hans-Thomas Tillschneider, Vorstandsmitglied und Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt, im Mai erstmals ein AfD-Politiker bei Pegida aufgetreten war, hatte sich Petry über dessen „unprofessionelles und unkollegiales Verhalten“ beschwert und sein Dresdner Gastspiel einen „bewussten Affront gegenüber der sächsischen AfD“ genannt. (bnr.de berichtete hier und hier) Ihre Abneigung gegen Pegida wird jedoch in vielen anderen Landesverbänden nicht geteilt. So konnte etwa Bachmanns Ko-Organisator Siegfried Däbritz bereits bei Kundgebungen der AfD in Thüringen auf der Bühne stehen.

Dresden als „Zentrum des Aufbäumens des deutschen Volkes“

Wenn auch bisher noch offen ist, wer der AfD-Redner sein wird, so steht bereits fest, dass das Publikum auf das eigentlich vorgesehene „Grußwort“ eines lokalen Parteifunktionärs verzichten muss. Der Dresdner AfD-Stadtverordnete Gordon Engler begründete seine Absage damit, dass „nach geltender Beschlusslage der AfD eine aktive Teilnahme von AfD-Mitgliedern als Redner auf PEGIDA-Veranstaltungen nicht gutgeheißen“ werde. Für die Pegida-Anhänger hat er gleichwohl viel Lob parat. Sie hätten „durch ihren beharrlichen Einsatz sehr dazu beigetragen, Ideen, Positionen und Ziele einer Renaissance Deutschlands – wie sie im Besonderen die Alternative für Deutschland vertritt – ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit und Popularität zu verleihen“. Dresden erscheint ihm als „das Zentrum des Aufbäumens des deutschen Volkes, das Zentrum des Widerstandes gegen eine unsere Nation zerstörende Politik“.

Sicher ist, dass bei der Kundgebung, die am Sonntagnachmittag auf dem Theaterplatz stattfinden soll, unter anderem Götz Kubitschek sprechen wird, der führende Kopf der Neuen Rechten in Deutschland. Erwartet werden außerdem der Chef des rechtspopulistischen „Compact“-Magazins, Jürgen Elsässer, der Vorsitzende der islamfeindlichen Splitterpartei „Die Freiheit“, Michael Stürzenberger, sowie Renate Sandvoß, die für die rechte Internetseite „Journalistenwatch“ schreibt. Aus Österreich reist Martin Sellner von der „Identitären Bewegung“ an. Zu Gast in Dresden ist zudem Tommy Robinson, der ehemalige Anführer der extrem rechten „English Defence League“.

Eigentlich hatte die Aktion zum zweiten Pegida-„Geburtstag“ wie fast alle Aktionen der Gruppe an einem Montag stattfinden sollen. Allerdings mussten die Organisatoren auf den früheren Termin ausweichen, da am kommenden Montag alle in Frage kommenden Plätze in der Stadt bereits belegt sind. Bei der Veranstaltung zum einjährigen Bestehen waren Mitte Oktober 2015 zwischen 15.000 und 20.000 Teilnehmer registriert worden. Diesmal dürften es deutlich weniger sein. (rr)

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