Pegida Nürnberg
Pegida in Fürth: Nicht mehr als eine Wanderbaustelle
40 Teilnehmer konnte der vom Verfassungsschutz beobachtete Pegida-Ableger aus Nürnberg bei seinem Abstecher in das benachbarte Fürth mobilisieren. Der kleine Trupp fiel der Bevölkerung nur durch die benötigte kurzzeitige Sperrung einiger Straßen für den „Spaziergang“ auf. Einige Bewohner entlang der Strecke zeigten ihren Protest und schlossen demonstrativ die Fensterläden.

Die nach interner Zählart 21. Veranstaltung der Nürnberger Islamfeinde um Gernot Tegetmeyer dürfte eine der kleinsten gewesen sein. Nur 40 Anhänger rafften sich am Tag des EM-Halbfinales auf, um erstmalig in Fürth auf die Straße zu gehen. Die Kundgebung war damit nur unwesentlich größer als die insgesamt blamable Veranstaltung rund um den Thügida-Kopf David Köckert am Samstag zuvor in Zirndorf. Keine zahn Kilometer Luftlinie trennen beide Orte. Mit dem bekannten Neonazi Dan Eising (Nügida / Die Rechte) und Anhängern gab es eine personelle Schnittmenge.
Unterstützt wurde Tegetmeyer, der im Pegida-Shirt mit Kreuzritter-Symbolik auftrat, wieder vom Trauerredner Ernst Cran und Edvin Wagensfeld. Der Waffenhändler, der bei Pegida als „Ed, der Holländer“ bekannt wurde, hatte in der letzten Woche für Schlagzeilen gesorgt, weil er sich zusammen mit Tatjana Festerling paramilitärischen Gruppen in Bulgarien angeschlossen hatte und auf private Flüchtlingsjagd ging. Diese Tätigkeiten beschäftigen nun auch das niederländische Parlament.
Die Demonstration führte über die Gebhardtstraße zur Jakobinenstraße. Nach einer Zwischenkundgebung ging es zurück zum Bahnhofsplatz. Wie in Zirndorf mussten dafür zentrale Straßen der Stadt gesperrt werden. Auch der Zugang zum Metroplex-Kino war betroffen. Entlang der Strecke schlossen einige Bewohner demonstrativ die Fensterläden, um ihren Protest gegen die Veranstaltung deutlich zu machen.
Neonazi als Journalist
Laut Polizei gab es nur zwei nennenswerte Vorfälle. Drei Personen aus den Reihen der Pegida-Gegner versuchten die Bahngleise zu überqueren. Gegen sie wird ermittelt. Acht Personen versuchten im Bereich der Gebhardstraße eine Blockade zu bilden. Hier war es aus Sicht der Behörden mit der Feststellung der Identität und Platzverweisen getan.
Ein unschönes Nachspiel könnte die Aktion für die Beteiligten dennoch haben. Dan Eising wurde gestattet, als Journalist aufzutreten und sich damit relativ frei zu bewegen. Mit Kamera ausgestattet, zeigte er – wie ein Foto vermuten lässt – großes Interesse an der Identität der Blockierer. Sie könnten damit mit Foto im Archiv eines Neonazis landen, der in die Vorfälle rund um die militante Bamberger Neonazi-Szene verwickelt ist.
Unglaublich. In #fuerth darf ein #neonazi mit #phantasie #presseausweis #nazigegner fotografieren ! @BJVde @DJVde
— Jonas Miller (@jm_fue) 7. Juli 2016
600 Fürther stellten sich gegen Pegida
Zu der parallelen Gegenveranstaltung kamen nach Schätzung der Polizei etwa 600 Personen. Angeführt wurde der Protest vom Oberbürgermeister der Stadt, Thomas Jung. Er war dankbar für die eindeutige Reaktion der Bevölkerung auf Pegida, die sich wohl nach Fürth verirrt hätte, so das Stadtoberhaupt. Ruth Brenner, Sprecherin des Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus, stellte fest, dass sich Pegida nur vorgeblich um die Probleme sozial Schwacher kümmere. Sie würde dagegen Menschen gegeneinander aufhetzen und so die Gesellschaft unversöhnlich spalten. Auch Vertreter der beiden Kirchen sprachen auf der Gegenkundgebung.
Die nächste Veranstaltung von Pegida Nürnberg ist Ende Juli geplant.