Pegida-Frontmann im Westen

Vor lediglich rund 70 Anhängern ist der Pegida-Gründer Lutz Bachmann in Kassel aufgetreten – unter den Teilnehmern waren zahlreiche Neonazis.

 

Montag, 20. April 2015
Julian Feldmann

Das Banner des rechtspopulistischen Internetportals „Politically Incorrect“ hing bereits an der Bühne, als der Stargast aus dem Osten eintraf. Herzlich begrüßte der Organisator des Kasseler Pegida-Ablegers Kagida Viehmann den Pegida-Gründer Lutz Bachmann am Samstag am Hauptbahnhof der nordhessischen Stadt. Zusammen mit Bachmann kam auch die ehemalige Hamburger AfD-Aktivistin Tatjana Festerling, die als Pegida-Kandidatin zur Wahl des Oberbürgermeisters in Dresden antritt. So richtig als Dresdenerin fühlt sich Festerling offenbar noch nicht: „Wir im Westen haben es besonders schwer“, sagte sie in ihrer Rede, als sie von Problemen bei der Durchführung von Pegida-Demos sprach.

Trotz der prominenten Redner blieb die Zahl der Teilnehmer bei der 20. Kagida-Demo zweistellig. Zwischenzeitlich hatten sich bei den montäglichen Demonstrationen in Kassel bis zu 200 Menschen eingefunden, jetzt sind es meist nur noch einige Dutzend. Unter den Protestlern gegen vermeintliche „Islamisierung des Abendlands“ waren am Samstag zahlreiche NPD-Funktionäre und -Anhänger sowie Mitglieder anderer rechtsextremer Gruppen. Die hessische NPD war sogar mit einem eigenen Banner vertreten: „Asylbetrug macht uns arm“ stand auf dem Transparent, das unter anderem der NPD-Landesvorsitzende Stefan Jagsch, der hessische Landesgeschäftsführer Daniel Lachmann sowie der NPD-Anwalt Peter Richter, der für die Partei in Saarbrücken in der Regionalversammlung sitzt, hielten. Ebenfalls angereist war der NPD-Multifunktionär Peter Marx.

Ermittlungen gegen Kagida-Organisator

Eine kurze Ansprache hielt auch Mario Beck aus Kassel, der am vergangenen Montag die Moderation der Kagida-Demo übernommen hatte, als Michael Viehmann beim Auftritt von Geert Wilders in Dresden auf der Bühne stand. Als Ordner fungierte der ehemalige Kassenwart des AfD-Kreisverbands in Hildesheim, Felix Kielstein. Der war von seinem Amt jüngst zurückgetreten, als bekannt wurde, dass er Anhänger der vom niedersächsischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften „Identitären Bewegung“ ist. Mit Bernd Luckes Bruder Helmut hatte Kielstein zwei Jahre im Vorstand des Hildesheimer Kreisverbands gesessen.

Kagida-Organisator Viehmann ist jüngst in die bundesweite Führung von Pegida aufgestiegen. Dort ist er zuständig für die Ableger im Westen der Bundesrepublik. Viehmann teilt mit Pegida-Frontmann Bachmann jedoch nicht nur die Tätigkeit in der Führungsriege. Wie gegen den Dresdener Islamfeind ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen den Kasseler Pegida-Chef wegen Volksverhetzung – ebenfalls aufgrund von Hetzkommentaren im Internet. Bachmann hatte in Kassel auf mehr Zulauf gehofft – auch wenn er seinen Auftritt mit den Worten „Kassel zeigt, wie’s geht“ beendete. Immerhin mussten viele der 70 Teilnehmer von weit her anreisen – etwa aus Hamburg oder Bayern. Bachmann trat am Sonntag dann in Braunschweig vor 110 Anhängern auf.

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