„Oldschool Records“ verliert Produktionsfirma
Eine Münchner Firma stellt die Herstellung von CDs für das rechtsextreme Musiklabel aus dem Allgäu ein.
„Voller Stolz“ präsentierte das Bandprojekt „PORNO“ jüngst „unsere erste Vollproduktion in Form der Debüt-CD“. „In Zeiten voller Elend und Zerfall“ ¬- so der Titel des Tonträgers - „zeigen uns die Jungs von ‚Gegenpol’, ‚Act of Violence’, ‚Heiliger Krieg’, ‚Sleipnir’ und ‚Exzess’, dass sie noch nicht zu all jenen gehören, die sich den Mund und das freie Wort verbieten lassen.“ Den Vertrieb der Platte übernimmt das rechtsextreme Musiklabel „Oldschool Records“ aus dem Allgäu, das sämtliche genannten Bands seit längerem im Angebot hat und Veröffentlichungen von „Gegenpol“ und „Act of Violence“ selbst produzierte.
Auf Anfrage bestätigte Alexander Kühl, Geschäftsführer von CUBE medien, das Debüt von „PORNO“ und andere Tonträger für den hinter „Oldschool Records“ stehenden Benjamin Einsiedler gepresst zu haben. In der Tat habe die Firma „dieses Jahr einige wenige CD-Produktionen durchgeführt ohne zu wissen, dass es sich hier um rechtsradikales Gedankengut handelt. Natürlich könne man die Liedtexte nicht im Detail auf ihre Inhalte prüfen“, heißt es in der Erklärung vom Donnerstag. Das ist bei den zunehmend modern und aufwändig gestalteten Produktionen, die im Falle von „PORNO“ etwa als „Freiheitsrock“ verkauft werden und sich teils subtiler geben als klassischer Rechtsrock, tatsächlich auch nicht immer einfach.
Einschlägig bekannte Bands in Themar dabei
Die an „PORNO“ beteiligten Bands sind einschlägig bekannt. Ein Song von „Act of Violence“ (AoV) erschien etwa 2008 auf dem Sampler „Balladen des Widerstands“ im NPD-eigenen Deutsche Stimme Verlag. Ein Teil von AoV spielte Ende Juli als „Phönix“ vor etwa 1000 Neonazis bei einem Festival in Themar auf. Zwei Wochen zuvor trat „Sleipnir“ in dem kleinen Ort in Südthüringen unter anderem mit „Stahlgewitter“ und „Die Lunikoff Verschwörung“ vor rund 6000 Neonazis beim „Rock gegen Überfremdung“ auf. (bnr.de berichtete) Mitglieder der Band „Heiliger Krieg“ sollen früher bei „Race War“ (Rassenkrieg) gespielt haben, die das Landgericht Stuttgart 2006 als kriminelle Vereinigung wegen Volksverhetzung verurteilte.
Jetzt, wo der Hintergrund der Produktion bekannt sei, schreibt Geschäftsführer Kühl, „distanzieren wir uns selbstverständlich von diesen Produkten und werden keine weiteren Produktionen mehr annehmen. In unserer Firmenpolitik ist kein Platz für rechtsradikales Gedankengut, wir sind ein weltoffenes und sozial eingestelltes Unternehmen, das solche Gruppierungen nicht unterstützt.“
Das Amtsgericht Memmingen verurteilte Benjamin Einsiedler im Dezember 2016 als Betreiber von „Oldschool Records“ für den Vertrieb von volksverhetzenden und den Nationalsozialismus verherrlichenden CDs. (bnr.de berichtete) Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt, weshalb es vor dem Landgericht erneut verhandelt werden muss.