„Oidoxie“ in der „Titanic“
Am 15. Februar soll in der Gaststätte des NPD-Ratsherrn Horst Micheel in Neumünster eine Musikveranstaltung stattfinden. Beworben werden dafür die Combo „Oidoxie“ und die Liedermacherin Karin Mundt.
Die Kneipe „Titanic“ in Neumünster bleibt ein norddeutscher Hotspot der rechtsextremen Szene. Für den 15. Februar wird dort wieder einmal ein Liedermacherabend angekündigt. Dabei sollen klandestin beworben „Oidoxie“ unplugged aufspielen. Ferner will auch Karin Mundt alias „Wut aus Liebe“ dort zum wiederholten Mal zur Gitarre greifen.
Trotz kontinuierlicher Konzerte aus der Rechtsrock-Szene und regelmäßigen NPD-Zusammenkünften, zuletzt beispielsweise deren Weihnachtsfeier, taucht die Gaststätte „Titanic“ schon etliche Jahre nicht mehr im schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzbericht auf. Betreiber Horst Micheel sitzt seit 2018 für die NPD als nahezu „komplett passiver“ Ratsherr im Stadtparlament. Eigene Wortbeiträge sind Fehlanzeige. Sein dortiges Auftreten beschränkt sich eher darauf, bei Abstimmungen die Hand zu heben und Sitzungsgeld zu kassieren. Die politische Arbeit erledigt hingegen der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Mark Michael Proch, der bereits 2013 in die Ratsversammlung einzog.
Anlaufadresse für die rechtsextreme Szene
Nach dem Ende des Neonazi-Treffpunktes „Club 88“ in Neumünster im Jahr 2014 ist die „Titanic“ die verbliebene Anlaufadresse der mittlerweile schon seit Jahrzehnten rechten Szenehochburg im nördlichsten Bundesland. Da halfen auch keine Kaschierungsversuche Micheels in Form von Darts- und Kartenturnieren oder andersartigen Geselligkeits-Veranstaltungen.
Bis zum Verbot der deutschen Sektion von „Blood&Honour“ im Jahr 2000 war Schleswig-Holstein auch ein Brückenkopf für B&H-Aktivitäten nach Skandinavien. Untrennbar davon waren Aktionen im Namen des bewaffneten B&H-Arms „Combat 18“, der vor 20 Jahren allerdings nicht verboten wurde, sondern erst vor wenigen Tagen, am 23. Januar. Seinerzeit involvierte Protagonisten sind teilweise immer noch szenetreu, einige wie Alexander H. auch in Rocker-Kreisen, vornehmlich bei den „Bandidos“, unterwegs.
Erster Auftritt nach dem C18-Verbot im Januar
Die Combo „Oidoxie“ wurde 1995 gegründet. Kontinuierlich mit von der Partie ist Sänger Marko Gottschalk. Über den ostholsteinischen Gitarristen Marco Eckert von der mittlerweile aufgelösten Band „Words of Anger“ hat die ursprüngliche Dortmunder Combo seit einigen Jahren auch einen Fixpunkt in Schleswig-Holstein. Außerdem wirkte Eckert zuletzt bei „Sturmwehr“ mit. Durch zahlreiche Konzertauftritte im direkten Umfeld von B&H begleitet „Oidoxie“ hartnäckig der Ruf, dass die Band mit dem international agierenden Netzwerk in Verbindung steht. Der Auftritt am 15. Februar in der „Titanic“ stellt den ersten Auftritt der Band nach dem C18-Verbot im Januar dar.
Eine ähnliche Nähe zu B&H und C18 wird im Übrigen auch „Griffin“ nachgesagt, bürgerlich David Allen Surette, der gerade erst einen neuen Tonträger mit der ungarischen Band „Sons of Odin“ beim neuen Label „Nordic Sun Records“ aus Budapest eingespielt hat. Der schon länger in Deutschland lebende Kanadier, der sich auch als Tätowierer verdingt, tritt in der Regel im Schottenrock und mit Dudelsack auf. Surette, der bei den Rechtsrock-Bands „Aryan“ und „Stonehammer“ aufspielt, stand am 9. März des Vorjahres in der „Titanic“ auf der Bühne. (bnr.de berichtete) Übrigens war dabei ebenfalls als weiterer Bühnen-Act Karin Mundt angekündigt. Beim „Griffin“-Auftritt soll Joachim S. aus Rellingen (Kreis Pinneberg) an der Organisation beteiligt gewesen sein.
Rechte Klänge gab es zuletzt auch am 16. November in der „Titanic“. Da wurden „Flak“, Tobias Winter alias „Bienenmann“ und abermals Karin Mundt für einen Auftritt beworben. (bnr.de berichtete)