Ökomagazin aus neurechtem Blickwinkel
Mit dem Titel „Die Kehre“ stellt sich ein neues Umweltmagazin aus dem Umfeld der Neuen Rechten vor. Herausgeber ist der Oikos Verlag.
Es ist noch nicht lange her, da gab das 2007 gegründete Ökomagazin „Umwelt & Aktiv“, das vom in Traunstein ansässigen Midgard e.V. herausgegeben wurde, die Einstellung seines Printformats bekannt. (bnr.de berichtete) Nun wird aus neurechten Kreisen die Werbetrommel für die Erstausgabe des künftig vierteljährlich erscheinenden Titels „Die Kehre“ gerührt. Geschäftsführer beim Oikos Verlag ist Jonas Schick. Er wird auch im Impressum des neuen Umweltmagazins als Ansprechperson benannt. Zugleich taucht er in dem Heft mit einem Text zum Thema Energienutzung auf.
Schick kommt aus Bremerhaven und zählt zu den Aktivisten der „Identitären Bewegung“ (IB) mit Vorgeschichte bei der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“. Im Handelsregister steht er im Zusammenhang mit dem Oikos Verlag mit dem Wohnort Halle. Dort ballten sich in der Vergangenheit mit dem Schnittstellenprojekt „Haus Flamberg“ diverse Aktivitäten der „Identitären“, was seit Monaten aber als gescheitert gilt.
Neues Hausprojekt in Dresden
Das neue Leseprojekt wird in Dresden gelistet, und die Adresse ist identisch mit einer Immobilie im Gewerbegebiet Reick mit unmittelbaren Kontakten zu der neurechten Vernetzungsplattform „Ein Prozent für unser Land“. Die rechte NGO-Plattform wird geleitet von Philip Stein, Chef des Jungeuropa Verlags in Dresden. Bereits vor dem Scheitern von „Haus Flamberg“ gab es deutliche Signale, dass nunmehr in Dresden ein mit verschiedenen Aktivitäten zusammenlaufender Knotenpunkt geschaffen wurde. Dies offenbar in Kenntnis der AfD, denn besagte Immobilie gehört Hans-Joachim Klaudius, ehemaliges Vorstandsmitglied im Kreisverband der Partei. So wie „Ein Prozent“ aktuell in einem Newsletter das Magazin „Die Kehre“ bewarb, wurden auch von der Plattform selbst im vergangenen Jahr Informationen zu einem neuen Hausprojekt in Dresden in Umlauf gebracht.
Mit einem Beitrag über Musik für Aussteiger und Rockmusik im Kontext mit der Natur ist Volker Zierke von der IB im neuen Heft zu finden. Sein Name stand bereits im Vorjahr auf dem Klingelschild der Dresdener Kontaktadresse für „Die Kehre“. Er kommt ursprünglich aus dem Kreis Plön und versuchte sich bereits als Autor in der „Deutschen Militärzeitschrift“ (DMZ), die zum ultrarechten Verlagsimperium von Dietmar Munier im schleswig-holsteinischen Martensrade gehört.
Bei den „Identitären“ mitgemischt
Zierke ist offenbar ein enger Vertrauter von Philip Stein, mit dem er Anfang 2019 nach Rom reiste, um dort am jährlichen fanatischen Gedenken der faschistischen Kulturbewegung „CasaPound“ an drei 1978 getötete rechte Aktivisten teilzunehmen. Zur kleinen Reisegruppe gehörte dabei auch Jörg Dittus, in „Die Kehre“ mit einem Text zu „Architektur und Ökologie“ vertreten. Dittus mischte zeitweilig im Aktivistenkreis der extrem rechten „Identitären“ von „Kontrakultur Halle“ mit, engagierte sich aber auch bereits für die IB in Graz. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtete im Herbst 2018, dass Dittus eine Anstellung im Wahlkreisbüro von Robert Farle, AfD-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt und parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer, gefunden habe. Zuvor war Dittus in dem Jahr bereits als Standmitarbeiter des neurechten Verlages Antaios von Götz Kubitschek auf der Leipziger Buchmesse anzutreffen.
Unter den „Die Kehre“-Autoren findet sich auch der Name Michael Beleites aus Wilsdruff, einst aktiv in der kritischen Umweltbewegung der DDR, der sich mittlerweile aber im Dunstkreis von Pegida und der Neuen Rechten wohl zu fühlen scheint. Im Januar 2018 tauchte er als Referent bei einer Winterakademie des Instituts für Staatspolitik in Schnellroda auf, dort, wo auch Kubitschek seine Zelte aufgeschlagen hat. Bei der Landtagswahl 2019 in Sachsen kandidierte Beleites für die Freien Wähler.