Nürnberg: Freies Netz Süd eröffnet „Nationales Zentrum“

Montag, 30. Juli 2012
Rüdiger Löster
Wettersteinstraße 25: hier befindet sich das "Nationale Zentrum" des FNS
Wettersteinstraße 25: hier befindet sich das "Nationale Zentrum" des FNS

Bereits seit einiger Zeit gab es Hinweise, dass sich im Nürnberger Stadtteil Langwasser etwas tut: es waren deutlich zunehmende Aktivitäten der Nazis festzustellen, insbesondere rund um die Einkaufspassage in der Wettersteinstraße. Und die ersten Hinweise auf die geplante Eröffnung eines "Nationalen Zentrums" tauchten vor zwei Wochen auf.

Heute nun gab das rechtsextreme „Freie Netz Süd“ bekannt, dass sie am 21. Juli ein „Nationales Zentrum“ in Nürnberg-Langwasser eröffnet haben.

Nach unseren Recherchen befindet sich dieses „Zentrum“, in dem auch Sebastian Schmaus (Nürnberger Stadtrat der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ und Anti-Antifa-Aktivist) ein „Bürgerbüro“ betreiben will, in der Wettersteinstraße 25. In den vom „Freien Netz Süd“ genutzten Räumlichkeiten befand sich früher einmal eine Kegelbahn, anschließend ein so genannter „Event Club“(„Freiheit Langwasser“), in dem nach verschiedenen Aussagen auch „Sex-Events“ stattgefunden haben sollen. Das Firmenschild ist inzwischen entfernt. Und das Gelände, auf dem sich zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte und Firmen befinden, ist von Nazis offensichtlich gut „bewacht“. Als wir uns heute vor Ort einen Eindruck verschaffen wollten, tauchte sofort Rainer Biller (Ex-NPD-Funktionär, Aktivist im „Freien Netz Süd“) auf, fotografierte uns und telefonierte anschließend, vermutlich um seine „Kameraden“ zu informieren.

Bei der Einweihungsfeier – bei der 85 Nazis anwesend gewesen sein sollen – erklärte Mattias Fischer (Freies Netz Süd, Fürth), dass „die Schaffung von nationalbefreiten Zonen in der BRD eine der wichtigsten Grundlagen einer volkstreuen Widerstandsbewegung“ darstelle. Und weiter: „Durch die Etablierung von selbstverwalteten Räumlichkeiten werden Orte geschaffen, welche die Akzeptanz nationaler Aktivitäten in der Öffentlichkeit um ein vielfaches steigern können.“ Das „Freie Netz Süd will mit diesen Räumlichkeiten zu dem weiteren „Wachstum und Ausbau nationaler Strukturen in ganz Nürnberg beitragen“ und die Räume für „Schulungs- und Vortragsveranstaltungen“ nutzen.

Der Stadtteil Langwasser wird in dem Bericht des „Freien Netz Süd“ als „sozialer Brennpunkt“ beschrieben, der u. a. durch „Migration“ geprägt sei. Mit dieser „Prägung“ ist das „Freie Netz Süd“ nun aber direkt konfrontiert: einige der in diesem Gebäudekomplex ansässigen Firmen werden von Mitbürger/innen mit Migrationshintergrund betrieben. Die Einrichtung des „Nationalen Zentrums“ an diesem Ort ist damit eine nicht hinnehmbare Provokation genau diesen Menschen gegenüber! Gerade angesichts der Ereignisse um den NSU, der jahrelang auch in Nürnberg Menschen mit Migrationshintergrund ermordete, angesichts der Gewaltbereitschaft und der entsprechenden Vorstrafen von Aktivisten des Freien Netz Süd ist dieses „Nationale Zentrum“ nicht hinnehmbar.

In München ist es bereits gelungen, die Nutzung von angemieteten Räumen durch das „Freie Netz Süd“ zu verhindern, das gilt es auch für Nürnberg zu erreichen: Kein Platz für Naziaktivitäten – egal wo!

Ergänzung:
Nach a.i.d.a.-Informationen hat der FNS-Kader Norman Kempken (Nürnberg) die ehemalige Kellerlokalität "Freiheit Langwasser", für die keine Gaststättenkonzession und Ausschankerlaubnis mehr besteht, im Namen des neonazistischen Vereins "Bund Frankenland e. V." angemietet. Im Mietvertrag soll zusätzlich ein Untermietverhältnis für ein Büro des FNS-Aktivisten Sebastian Schmaus (Nürnberg) und seiner Stadtratsliste "Bürgerinitiative Ausländerstopp" enthalten sein. Dem Mietvertrag zufolge soll nur eine "nichtöffentliche" Nutzung als Büro zulässig sein.

Zweite Ergänzung zum "Nationalen Zentrum" des "Freien Netz Süd" in Nürnberg, 01. August 2012:
Wie die Nürnberger Nachrichten heute berichten, wurde der Mietvertrag für das „Nationale Zentrum“ in Nürnberg-Langwasser lt. Vermieter für 5 Jahre abgeschlossen. Und der Vermieter hat mit seinen Mietern aus dem „Freien
Netz Süd“ kein Problem: „Ich halte das für friedliche Leute“.

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