NRW: Antisemitische Anschläge in Essen und Bochum

Im Ruhrgebiet prüfen Ermittlungsbehörden, ob es neben den Schüssen auf die Alte Synagoge in Essen weitere antisemitische Anschläge oder Pläne dazu gab. Ein dringend Tatverdächtiger sitzt in Untersuchungshaft.

Freitag, 25. November 2022
Michael Klarmann
Das Rabbinerhaus in Essen, Foto: Wikipedia/Harald Lordick CC BY-SA 3.0
Das Rabbinerhaus in Essen, Foto: Wikipedia/Harald Lordick CC BY-SA 3.0

An dem Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in Essen waren vergangene Woche Einschusslöcher entdeckt worden. Es wurden laut Polizei mindestens drei Schüsse abgefeuert. Die Alte Synagoge dient unterdessen nicht mehr als jüdisches Gebetshaus, sondern als Kulturzentrum. Im Zuge der umfangreichen Ermittlungen waren auch an der neuen Synagoge, vermutlich jedoch ältere Beschädigungen am Kuppeldach entdeckt worden. Die Ermittler wollten prüfen, ob auch diese Löcher von Schüssen herrührten.

Heute wurde nun bekannt, dass die Polizei ihre Ermittlungen auf zwei weitere Taten im Ruhrgebiet ausgeweitet hat. Diese stehen laut dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) in einem „engen zeitlichen Zusammenhang“ mit der Tat in Essen. Zudem wurde bekannt, dass ein 35-Jahre alter Deutsch-Iraner festgenommen wurde. Laut Generalstaatsanwaltschaft habe dieser einen anderen Mann unter anderem anzustiften versucht, einen Brandsatz auf die Dortmunder Synagoge zu werfen. Der Mann ging jedoch zur Polizei und machte eine Aussage.

Brandanschlag in Bochum

Bislang liegen die Ermittlungen bei dem Tatkomplex bei der Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Holger Heming gehen die Ermittler bei den mindestens drei Schüssen in Essen „aufgrund des Tatbildes“ von einer „extremistisch und antisemitistisch motivierten Tat“ aus. Der Oberstaatsanwalt teilte mit, man prüfe auch, ob die Anstiftung zur Tat in Dortmund und ein Anschlag in Bochum in „Zusammenhang zu dem Tatgeschehen in Essen“ stehe. Denn der Deutsch-Iraner selbst soll in der Nacht zum 18. November einen Anschlag im Umfeld der Synagoge in Bochum verübt haben.

Die Schüsse und der Anschlag in Bochum trugen sich in derselben Nacht zu. Laut Ermittler soll der 35-Jährige dabei am späten Abend des 17. November einen Molotowcocktail auf die Hildegardis-Schule geschleudert haben. Das Schulgelände grenzt unmittelbar an die Bochumer Synagoge. Gegenüber dem WDR teilte er Schulleiter mit, er gehe davon aus, dass es zu einer Verwechslung gekommen sei und der Anschlag der jüdischen Gemeinde gegolten habe.

Kategorien
Tags
Schlagwörter