NPD in Weismain: Mit skurriler One-Man-Show gegen Flüchtlinge
Einen „Bezirksaktionstag“ kündigte die NPD Oberfranken für den 21.04.2012 in der Stadt Weismain im Landkreis Lichtenfels an. Anlass war die Einrichtung einer Unterkunft für zunächst fünfzig (später hundertfünfzig) Flüchtlinge und Asylsuchende im ehemaligen Altenheim St.Konrad. Die Bevölkerung wehrte sich gegen die Kundgebung der NPD mit einem bunten Fest, an dem etwa 400 Menschen teilnahmen. Dem Aufruf der NPD waren nur etwa 25 Personen gemischten Alters gefolgt, darunter 5 Frauen. Der Aktionstag, eigentlich nur ein etwas größerer Infostand mit Reden, entpuppte sich im Laufe des Tages als skurrile „One-Man-Show“.
Organisator des Bezirksaktionstages war der Kreisvorsitzende der NPD für Kronach und Lichtenfels, Johannes Hühnlein. Zugegen waren zudem Winfried Breu, langjähriger NPD-Aktivist und Schatzmeister im lokalen Kreisverband. Aus dem Kameradschaftsspektrum waren u.a. Sven Diem (Eckersmühlen), Leiter des „JN-Stützpunktes Franken / Oberpfalz“ und Marcel Maderer (Forchheim) von der „Division Franken“ nach Weismain gekommen.
Diem, Maderer und andere junge Aktivisten versuchten zu Beginn des „Aktionstages“, die anwesenden Journalisten und Journalistinnen zu stören und zu behindern, wurden dann allerdings recht schnell von der Polizei davon abgehalten. Das war dann auch der einzige aktive Part, der ihnen an dem Tag in Weismain zugewiesen war.
Der Ablaufplan der NPD für diesen Tag kannte nur einen Haupt- oder soll man sagen Selbstdarsteller: Johannes Hühnlein. Ihm waren sämtliche Reden vorbehalten. Aus den Reihen der anderen TeilnehmerInnen gab es weder Parolen noch Sprechgesänge noch sonst wahrnehmbare Äußerungen. Ins Bild des Tages passte dann auch, dass Hühnlein den angemieteten VW-Bus nach dem Ende der Kundgebung höchstpersönlich wieder aus Weismain entfernte.
Lokalen Bezug hatte eine kurze, knapp zweiminütige Rede. Es handelte sich dabei um einen Homepageeintrag vom 14.02.2012. Dieser Beitrag gefiel Hühnlein offenbar so gut, dass er ihn noch mindestens zweimal fast wortgleich via Megaphone verkündete. Dabei griff Hühnlein besonders den Stadtrat Alois Dechant mehrfach an. Dechant hatte die ehemalige NS-Gauturnschule erworben und diese nun für die Unterbringung von Flüchtlingen an die Regierung von Oberfranken vermietet. Anfang Februar hatten er und Bürgermeister Udo Dauer (CSU) mitsamt Familie Morddrohungen erhalten.
Zwischenzeitlich verlas Hühnlein noch einen längeren Text. Dieser hörte sich stark nach einem Standard-NPD-Text zu halbwegs aktuellen Fragen an. Andere Teile des Vortrags beleuchteten das Staats- und Gesellschaftsverständnis der rechtsextremen Partei und machten die Blut-und-Boden-Ideologie und das rassistische Menschenbild der Anhängerschaft deutlich.
In den Pausen zwischen den Reden wurden diverse Radio-Spots der NPD eingespielt. Längere Zeit passierte auf Seiten der NPD auch einfach überhaupt nichts. So brachte die NPD gut drei Stunden rum und beendete gegen 13.00 Uhr den „Bezirksaktionstag“. Der Dank Hühnleins an den seiner Meinung nach vorhandenen Zuspruch löste bei den Weismainern, die sich in nahen Gasthäusern in Hörweite befanden, nur noch Gelächter aus.
400 Menschen beim bunten Fest.
Unweit der NPD-Kundgebung protestierten etwa 400 Menschen friedlich gegen den Aktionstag bei einem bunten Fest und einer Antifa-Kundgebung.
Neben den lokalen PolitikerInnen war auch die Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier (CSU), sowie die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Susann Biedefeld und Christa Steiger vor Ort. Die anwesenden Pfarrer beteten gemeinsam mit allen Anwesenden das Gebet der Vereinten Nationen.
Es gab selbstgebackenen Kuchen und Kaffee, bunte Luftballons und Spiele für die Kinder. Das Aktionsbündnis Weismain kündigte an, dass die Spenden für Kaffee und Kuchen der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg zukommen werden.