NPD verschenkt tausende Erststimmen an AfD

Paukenschlag in Mecklenburg-Vorpommern. Nachdem am Dienstag die Frist für die Einreichung von Wahlvorschlägen für die Landtagswahl am 4. September auslief, sieht es danach aus, dass die NPD bei den Wahlen wohl nur mit einer Landesliste antreten wird. Auf Direktkandidaten verzichtet die Partei von Udo Pastörs dieses Mal wohl komplett. Bis auf den Landkreis Nordwestmecklenburg haben dies alle Kreiswahlleiter bestätigt.

Mittwoch, 22. Juni 2016
Redaktion
NPD verschenkt tausende Erststimmen an AfD
Es kann nur vermutet werden, was die NPD zu diesem Manöver treibt. Durchaus möglich, dass die bei den Landtagswahlen im März in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erfolglos versuchte „Erststimme AfD – Zweitstimme NPD“-Kampagne auch in Mecklenburg-Vorpommern gefahren werden soll. Da wäre es sinnvoll, auf eigene Direktkandidaten gleich ganz zu verzichten, um die eigenen Wähler nicht zu verwirren. Gut möglich auch, dass man die eigenen Reihen schließen möchte, dass die Zweitstimme NPD für die Stammwählerschaft bildlich gesprochen zur letzten Kugel wird.  Fakt ist jedoch, dass der Verzicht auf eigene Direktkandidaten das Zünglein an der Waage sein kann, AfD-Kandidaten zum Wahlkreissieg zu verhelfen. Bei den Wahlen 2011 erreichte die NPD im Landesdurchschnitt einen Stimmanteil von 5,8 Prozent bei den Erststimmen. Im Wahlkreis Uecker-Randow I wurde als Spitzenwert gar 14,7 Prozent erreicht.


Die seinerzeitige Kampagne der Bundes-NPD, die größtenteils floppte

Eine Umfrage von Infratest-Dimap vom April 2016 sah die CDU bei 24 Prozent, die SPD bei 22 Prozent, die NPD auf vier Prozent und die AfD bei 18 Prozent. Sollten sich die bisherigen NPD-Wähler dafür entscheiden, ihre Erststimme tatsächlich der AfD zu geben, könnte das durchaus zum Gewinn einzelner Wahlkreise für die AfD beitragen.  Die Direktwahlkreise gehen jeweils an den Kandidaten oder die Kandidatin, die im Wahlkreis die meisten Stimmen erzielt. Dies bedeutet im konkreten Fall: Mindestens eine Stimme mehr als der oder die Zweitplatzierte. Bei den derzeitigen Umfragewerten dürfte es folglich in einzelnen Wahlkreisen ein sehr enges Rennen werden. Dass die NPD derart agiert, kann nur als mittelfristige Strategie gewertet werden. In dem Wissen, dass der Gewinn eines Direktmandates für die eigene Partei unrealistisch ist, gibt man generös die eigenen Erststimmen einem aussichtsreicheren Bewerber – in diesem Fall der AfD. Die AfD dürfte diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten: Einerseits bekommt sie potentiell tausende ehemalige NPD-Erststimmen "von oben", andererseits wird es schwerer, NPD-Stammwählern die Zweitstimme zu entlocken. Letzteres dürfte das Hauptinteresse der NPD sein: Disziplinierung der eigenen Basis, nicht doch noch eine Stimme an die AfD zu schenken.
Kategorien
Tags