NPD-Tour startet mit Pannen
Der Auftakt der NPD-„Deutschlandtour“ gestaltet sich holprig. Der geplante Auftritt im schleswig-holsteinischen Neumünster wird abgesagt – in Kiel ist der Spuk nach einer Stunde vorbei.
Die ersten von insgesamt 92 anvisierten Stationen der mehrwöchigen NPD-„Deutschlandtour“ bis zur Bundestagswahl sind von der Partei absolviert worden – oder auch nicht. Der Auftakt der Rundreise durch alle Bundesländer und Stadtstaaten verlief jedenfalls alles andere als planmäßig. In Kiel startete der zweite Reisetag dagegen reibungslos.
Ein Lautsprecherausfall am Montag in Rostock und der dadurch verursachte Zeitverzug auf dem Weg nach Schwerin und anschließend ins schleswig-holsteinische Neumünster ließ am Ende den letzten Termin für den Tag platzen. Der einkalkulierte Zeitkorridor zwischen Schwerin und Neumünster bei Berufsverkehr war für den Fahrzeugkonvoi der NPD einfach nicht rechtzeitig zu bewältigen. Von unterwegs meldete man sich zwar noch bei der Ordnungsbehörde und kündigte das eigene Kommen an. 25 Minuten vor Ende der ursprünglich beantragten Kundgebungsdauer erfolgte dann gegenüber der Stadt Neumünster aber doch die Absage. Dadurch bekam ebenso wie die vielen Gegendemonstranten auch der frischgebackene Neumünsteraner NPD-Ratsherr Mark Proch die aus Berlin gestarteten Vertreter der Parteispitze gar nicht erst zu Gesicht.
Der als Versammlungsleiter fungierende Ronny Zasowk, seit November 2011 Bundesvorstandsmitglied, eröffnete in der Hansestadt Rostock am Montag die Propagandareden. Parteichef Holger Apfel war anschließend wegen der versagenden Technik gar nicht mehr zu hören. Schließlich ergriff der NPD-Fraktionsvorsitzende im Schweriner Landtag, Udo Pastörs, das Wort. Das Duo Apfel/Pastörs stand auch in Schwerin am Mikro.
Landesvorstandsmitglieder als Zuhörer
In Kiel wartete am Dienstag der auf der NPD-Tarnliste „Wahlalternative Kieler Bürger“ im Mai ins dortige Rathaus eingezogene Hermann Gutsche bereits ungeduldig auf den ankommenden NPD-Lkw samt zweier begleitender Kleinbusse und einem örtlichen Pkw. In einem Nebengang der Fußgängerzone bauten sich schließlich alle unter hermetischem Polizeischutz auf. Neben dem Redner Apfel postierten sich gleich zwei mit Regenschirmen ausgestattete Bodyguards, um eventuell heran fliegende Gegenstände abzuwehren. Der NPD-Führungskopf hetzte in freier Rede gegen „immer mehr ausländische Lohndrücker auf dem deutschen Arbeitsmarkt“. Zu seinem Vokabular einer kämpferischen Rede gehörten auch die Begriffe „Sozialschmarotzer“ und „Asylschmarotzer“.
Gutsche, bereits von 2008 an in der vorangegangenen kommunalen Legislaturperiode auf dem NPD-Ticket Kieler Ratsherr, verwies in holprig abgelesener Rede auf Krawalle Hamburger Jugendlicher mit Migrationsbiografie, um dann eine Brücke zu „Übergriffen von Migranten“ im Kieler Stadtteil Mettenhof zu schlagen. Neben dem Reisetrupp hatte er nur noch die beiden NPD-Landesvorstandsmitglieder in Schleswig-Holstein Jens Lütke und Jörn Lemke als Zuhörer sowie eine sympathisierende Jugendliche. Als Schlussredner fungierte Zasowk, der den der USA abgesprungenen Geheimdienstler Edward Snowden in allen Tönen lobte und die Gegenprotestler provozierend als „pubertierende Kinder“ bezeichnete.
Nach einer Stunde war der NPD-Spuk in Kiel dann bereits vorbei. Die Polizei eskortierte die NPD-Karawane noch bis zur Autobahn, auf der es dann gen Süden zur nächsten Station Hamburg ging. Gleich auf dem ersten Autobahnparkplatz hinter Kiel stoppte der Tross allerdings, um die genaue Anfahrt in die Elbmetropole zu besprechen. Offenbar klappte dies auch nicht. Der angekündigte Termin in der Hamburger Innenstadt wurde nicht wahrgenommen. Dem NDR zufolge wich die NPD stattdessen kurzfristig auf einen kleinen Platz nach Hamburg-Bergedorf auf, wobei 14 Teilnehmer gezählt wurden. Am späten Dienstagnachmittag befand sich der NPD-Tross dann auf dem Weg nach Niedersachen zur nächsten Station Lüneburg.