NPD-Landeschef „Steiner“
Hamburg – Die Hamburger NPD hat einen neuen Vorsitzenden: Thomas Wulff, seit den 80er Jahren in der Neonazi-Szene aktiv, übernimmt dort die Führung.
Wulff, genannt „Steiner“, bisher Landesvize, löst Torben Klebe ab, der seit dem Tod des Neonazi-Anwalts Jürgen Rieger im Jahr 2009 an der Spitze der Hamburger NPD gestanden hatte. Wie der Landesverband heute berichtete, fand der Parteitag mit Wulffs Wahl bereits in der vorigen Woche statt. Bei der Vorbereitung sei „besondere Geheimhaltung gewahrt“ worden. Wer außer Wulff dem neuen Vorstand angehört, teilte die NPD bisher nicht mit.
Seit drei Jahrzehnten bewegt sich Wulff (Jahrgang 1963) in der Neonazi-Szene. Er war Vorsitzender der später verbotenen „Nationalen Liste“ (NL) und aktiv unter anderem bei der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene“ (HNG), der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP), der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS/NA), der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) sowie beim „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers“ (KAH). Wulff gehörte Mitte des vorigen Jahrzehnts zu jenen vormals „parteifreien“ Neonazis, die der NPD beitraten, um eine „Volksfront von Rechts“ zu schaffen. Er arbeitete als Referent für den damaligen Parteichef Udo Voigt und gehörte zwei Jahre lang dem NPD-Bundesvorstand an. In seiner Heimatstadt Hamburg übernahm Wulff, der unter anderem wegen Volksverhetzung vorbestraft ist, im Mai 2011 den stellvertretenden Landesvorsitz. Außerdem führte er den Kreisverband in Bergedorf.
Vor knapp einem Jahr veröffentlichte Wulff unter der Überschrift „NPD am Boden – Eine Partei zerstört sich selbst!“ eine unversöhnlich klingende Abrechnung mit der NPD-Spitze. (bnr.de berichtete) „Innen- und Außenwirkung dieser Restpartei“ nannte er erbärmlich. Insbesondere am damaligen Vorsitzenden Holger Apfel arbeitete sich Wulff ab: Ein Vorstand unter dessen Regie sei der „weitere Weg der De-Solidarisierung und Entzweiung, der Ineffektivität und des politischen Verrates“. Wegen solcher Tiraden hatte Apfels Vorstand im vorigen Herbst Wulff sogar aus der NPD ausschließen wollen. Ein paar Monate später ist Apfel Vergangenheit – und Wulff zum Landesvorsitzenden aufgestiegen. (ts)