NPD feiert ohne Wahlkampf
Der NPD-Kreisverband Nordvorpommern hat in Stralsund ein Kinderfest veranstaltet. Von Anwohnern wurde das Fest gut besucht, zivilgesellschaftliches Engagement gegen rechts fand nicht statt.
Vom Wahlkampf der NPD ist in Mecklenburg-Vorpommern wenige Tage vor der Bundestagswahl außer einigen Plakaten nichts zu spüren. Am Sonntag führte die NPD im Park Brunnenaue in Stralsund ihr jährliches Kinderfest durch, zum 16. Mal, wie der Stralsunder NPD-Politiker Dirk Arendt verkündete.
Der Park war mit Bannern, die zum Kinderfest willkommen hießen, NPD-Sonnenschirmen und NPD-Luftballons geschmückt. Die Besucherfluktuation war groß, viele Kinder beteiligten sich an den Spielen, wie Sackhüpfen, Torwandschießen oder einem Malwettbewerb. Anstatt des üblichen Rechtsrocks wurde an diesem Sonntagnachmittag deutscher Schlager gespielt.
Pastörs mit NPD-Fahne in Wolgast
Die Parteigrößen waren der Veranstaltung ferngeblieben. Weder der für den Wahlkreis aufgestellte Bundestagsdirektkandidat Udo Pastörs noch Antje Mentzel, der als RNF-Bundesvorsitzende („Ring Nationaler Frauen“) eigentlich ein besonderes Anliegen an dem Thema Familie liegen sollte, tauchten auf. Lediglich an einem kleinen Infostand konnten sich Interessierte mit Flyern eindecken. Im vergangenen Jahr hatte die NPD zu den Landtagswahlen einen Personenwahlkampf mit Udo Pastörs in Mecklenburg-Vorpommern geführt. Nicht eine größere Stadt blieb von einem Infostand mit ihm verschont. Jede noch so kleine Aktion wurde in den sozialen Medien gepostet. Jetzt, zu den Bundestagswahlen, ist Udo Pastörs nicht annähernd so präsent unter seiner potenziellen Wählerschaft.
Ein Wochenende zuvor veranstaltete die NPD unter dem Motto „Schleppper Merkel stoppen! Wir schaffen das“ eine Gegenveranstaltung zum Wahlkampfbesuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel in Wolgast. Mit Bannern positionierten sich NPDler und Mitglieder von Kameradschaftsstrukturen an der Stadtmauer. Udo Pastörs stolzierte mit NPD-Fahne durch die Reihen – sein erster und bisher einziger Auftritt zu den Bundestagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern.
Kostenlose Bratwurst für deutsche Kinder
Einige Mütter mit ihren Kindern, augenscheinlich muslimischen Glaubens, besuchten am Samstag ebenfalls das Kinderfest in Stralsund. Vermutlich war ihnen gar nicht bewusst, dass dies eine Veranstaltung von einer rechten, verfassungsfeindlichen Partei war, die sich unter anderem gegen Migration ausspricht. Zu beobachten war, dass eine der Mütter, die ein Kopftuch trug, mit ihrem Sohn beim Torwandschießen von dem breiten glatzköpfigen Betreuer mit NPD-T-Shirt abgewiesen wurde. Weitere wohl „nicht-deutsche“ Kinder wurden nur unter Aufsicht eines dominanten NPD-Ordners auf dem Trampolin geduldet. Dirk Arendt betonte über die Lautsprecheranlage, dass es kostenlose Bratwurst für deutsche Kinder gebe.
Von zivilgesellschaftlichem Engagement fehlte am Sonntag jede Spur, es war auch kein Gegenprotest angemeldet worden. Das NPD-Kinderfest stieß auf offenbar auf Akzeptanz bei den Anwohnern, die so selbstverständlich wie die Neonazis daran teilnahmen. Die Polizei hielt sich während des gesamten Nachmittags dezent im Hintergrund. Mit vereinzelten Streifenwagen an den umliegenden Straßenecken sicherten sie den Bereich. Durchgängigen Blickkontakt auf das Veranstaltungsgelände hatten sie nicht.