Hatz folgt auf Roßmüller
NPD Bayern mit neuem Vorsitzenden
Die NPD im Freistaat hat ihre Landesspitze neu aufgestellt. Der Nürnberger Rainer Hatz folgt auf Sascha Roßmüller, der nicht erneut angetreten war. Der Szene-Unternehmer Patrick Schröder wurde neuer stellvertretende Vorsitzender.
Die in die Bedeutungslosigkeit abgesackte bayerische NPD hat laut einem Facebook-Eintrag am 6. Juni erneut einen Wechsel an der Spitze des Landesverbandes vollzogen. Der langjährige Parteikader Sascha Roßmüller, zu Hochzeiten der Partei stellvertretender Bundesvorsitzender, hatte Mitte Mai angekündigt, nicht mehr als Landesvorsitzender zur Verfügung zu stehen. Nach einem kräftigen Aderlass der NPD Bayern bei Mitgliedern und Funktionären dürfte die Suche nach einem Nachfolger unter dem Motto erfolgt sein „wer ist denn überhaupt noch da“.
Neuer Landesvorsitzender ist der Nürnberger Kreisvorsitzende Rainer Hatz. Die Stellvertreter bilden der langjährige Geschäftsführer Axel Michaelis aus dem Raum Bamberg, sowie der Weidner Szene-Unternehmer Patrick Schröder (FSN-TV, Ansgar Aryan).
Roßmüller, der sich seit Anfang der 1990er Jahre in extrem rechten Kreisen engagiert, hatte den Vorsitz seit Dezember 2018 inne. Unter ihm setzte sich die Krise der Partei nahtlos fort. Von dem Landesverband gingen keinerlei öffentlichkeitswirksame Aktionen oder Kampagnen aus. Die NPD war in dem Jahr unter seinem Vorgänger Franz Salzberger schon gar nicht mehr zur Landtagswahl angetreten. Bei der Bundestagswahl brach die Zahl der Zweitstimmen dem bundesweiten Trend der Partei folgend von 20.600 im Jahr 2017 auf 5.700 ein, was einem Wahlergebnis von 0,1 Prozent entsprach. Die Zahl der Mitglieder sank laut Angaben des Verfassungsschutzes leicht von 500 Personen Ende 2018 auf 480 im Jahr 2021. Formal dürfte die NPD Bayern dennoch der mitgliederstärkste Landesverband der Partei geblieben sein.
NPD Nürnberg mit antisemitischen und antimuslimischen Aktionen
Mit Rainer Hatz wurde nun der Vorsitzende des wohl einzigen Kreisverbandes zum neuen Landeschef gewählt, von dem noch halbwegs Aktivitäten ausgingen, wenn es sich dabei auch nur um kaum öffentlichkeitswirksame antisemitische, antimuslimische und geschichtsrevisionistische Schilder- und Banneraktionen handelte, für die nur wenig Unterstützung nötig war und die hauptsächlich für die spätere Online-Verwertung durchgeführt wurden.
Darunter war auch eine vermeintliche Tierschutzaktion, bei der sich Funktionäre im Juni 2021 am Synagogendenkmal an der Nürnberger Spitalbrücke zeigten. Im April berichtete der Kreisverband, dass ein Prozess um ein „Migration tötet“-Banner, auf dem auch der ungarisch-jüdische Philanthrop George Soros abgebildet war, mit einem rechtskräftigen Freispruch vom Vorwurf der Volksverhetzung beendet worden sei. Hatz und seine Mitstreiter nahmen auch regelmäßig an Corona-Demos in Nürnberg und Ansbach teil. In Nürnberg kam es auch zu „Schutzzonen“-Aktionen örtlicher NPD-Mitglieder.
Szene-Unternehmer ließ sich in Parteispitze wählen
Neu in der engeren Spitze der NPD Bayern ist laut Meldung nun auch der Szene-Unternehmer Patrick Schröder, der sich bisher mit Unternehmungen wie „FSN-TV“ und dem Szene-Label Ansgar Aryan eher im subkulturellen als im parteigebunden Szenebereich engagiert hatte.
In den Vorstand eingezogen sein sollen auch die Nürnberger Parteikader Jens Janik und Robert Baginski. Der Münchner Kreisverband, deren Vorsitzende Renate Werlberger als Gegnerin der jüngst gescheiterten Umbenennung der NPD in „Die Heimat“ gilt, sei dagegen abgestraft worden und niemand aus der Gliederung gewählt worden.
Die NPD Bayern hat den Wechsel an der Spitze bislang weder auf ihrer Homepage, noch auf den Social Media-Kanälen bekanntgegeben. Von der Bundesspitze war der frühere Bundesvorsitzende und ehemalige Europaabgeordnete Udo Voigt anwesend.