Notorischer Hetzer unter spanischer Sonne
Der einschlägig verurteilte österreichische Holocaust-Leugner Gerd Honsik ist erneut ins Visier der Medien in der Alpenrepublik gerückt. Den Anlass liefert ein von Honsik verfasstes antisemitisches Gedicht.
Die rechtsextreme Kärntner Zeitschrift „Der Heimatbote/Rätsel der Heimat im Jahreskreis“ hat dieser Tage das bereits vor Jahren von Honsik (Jg. 1941) verfasste aggressiv antisemitische „Anti-Zins“-Gedicht „Die geheime Formel zur Rettung der Welt“ veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem: „Da Christus einst die frechen Wechsler schlug, beschlossen die ihn dafür zu verderben! Wer ihnen das Geschäft versehrt, soll sterben! Mit Mord und Krieg schützt sich der Zinsbetrug.“ Ideologisch wandelt der einschlägig wegen NS-Wiederbetätigung verurteilte und knasterfahrene „Dichter“ Honsik mit seinem Machwerk auf den Spuren des NS-Wirtschaftstheoretikers Gottfried Feder, der einst über die „Brechung der Zinsknechtschaft“ schwadronierte.
Seinen politischen Werdegang startete der mehrfach einschlägig verurteilte Honsik im Jahr 1958. Damals war er Mitbegründer der „Pennalen deutschen Burschenschaft Markomannen“. 1961 trat Honsik erstmals als Südtirol-Terrorist in Erscheinung. Er war an Anschlägen in Wien beteiligt, unter anderem bei der Hinterlegung eines Brandkörpers mit Zeitzünder bei der italienischen Fluggesellschaft Alitalia, beim Deponieren von Sprengkörpern vor der US-amerikanischen Botschaft und dem Parlament sowie bei Schüssen auf Letzteres. Nach dem damaligen österreichischen Strafgesetz wurde Honsik zu vier Jahren „schwerem Kerker“ verurteilt. Ab 1967 war Honsik Funktionär der später verbotenen Nationaldemokratischen Partei (NDP). 1976 warf er eine Rauchbombe in das Wiener Künstlerhauskino und wurde zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt. Seit 1980 gibt Honsik – mit zeitlichen Unterbrechungen – das antisemitische Hetzblatt „Halt“ heraus.
Verurteilt wegen NS-Wiederbetätigung
Honsiks Vorstrafenregister reicht, so interne Unterlagen des österreichischen Innenministeriums, von Verurteilungen nach dem Sprengstoffgesetz, dem Waffengesetz, wegen erfolgter Beleidigungen, übler Nachreden, Verhetzung, wegen schwerer Sachbeschädigung, wegen Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole, bis hin zur NS-Wiederbetätigung. 1990 wurde Honsik vom Amtsgericht München wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfens des Andenkens Verstorbener und Aufstachelung zum Rassenhass zu einer Haft- und Geldstrafe verurteilt. Zwölf Monate Haft mit Bewährung kassierte Honsik 1992 bei einer Verurteilung durch das Bayerische Oberste Landgericht wegen Verbreitens der „Auschwitz-Lüge“.
Honsik, 2003 Mitbegründer des 2008 bundesweit verbotenen „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten“ (VRBHV), wurde zuletzt 2010 vom Obersten Gerichtshof in Wien wegen NS-Wiederbetätigung zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Doch bereits 2011 erfolgte die vorzeitige Entlassung Honsiks wegen seines „hohen Alters“. Umgehend verließ Honsik die Alpenrepublik und ließ sich wieder in Spanien wieder. Von dort aus hatte er bereits in den Jahren von 1992 bis 2007 agitiert, nachdem er wegen einer drohenden Haftstrafe wegen NS-Wiederbetätigung geflüchtet war. In Spanien publizierte Honsik unter anderem schwülstige Gedichte, die auch der NS-apologetische „Freundeskreis Ulrich von Hutten“ in seinen „Huttenbriefen“ veröffentlichte. 2007 war Honsik nach jahrelangem ungehinderten Aufenthalt im südspanischen Malaga verhaftet und nach Österreich überstellt worden.
Aktuell meldet sich Honsik regelmäßig auf seiner Website „Radio Deutsch-Österreich. Honsiks Wort zum Sonntag“ zu Wort. Per Mausklick nimmt Honsik an seinem Wohnsitz in Torremolinos nahe Malaga auch gerne Buchbestellungen entgegen. Im „Angebot“ sind Werke von Altnazis wie Otto-Ernst Remer und Theodor Soucek. Lieferbar ist auch das Honsik-Machwerk „Schelm und Scheusal“, das in Österreich verboten ist. In der Hetz-Schrift wird der 2005 verstorbene „Nazi-Jäger“ Simon Wiesenthal attackiert. Spenden nimmt Honsik auf seinem Konto bei der katalanischen Sparkasse la Caixa, dem drittgrößten Kreditinstituts Spaniens und der größten Sparkasse Europas, entgegen.
Rudolf Heß als „Märtyrer des 20. Jahrhunderts“
Honsik gilt als maßgeblicher Initiator eines im Oktober 2013 verbreiteten „Friedensappells von Malaga“. Demnach fand in dem Monat in der andalusischen Stadt „eine Konferenz über Frieden und Rechtslage Deutschlands“ statt. In dem verabschiedeten „Appell“ wird unter anderem erneut die Mär von der Ermordung von Rudolf Heß durch den britischen Geheimdienst verbreitet. Unterzeichner des „Appells“ sind neben Honsik auch die einstigen NPD-Bundesvorsitzenden Günter Deckert und Udo Voigt.
In den Blickpunkt der österreichischen Öffentlichkeit ist auch der Macher der Zeitschrift „Der Heimatbote/Rätsel der Heimat im Jahreskreis“, Ewald Friesacher (Jg. 1943) geraten. Der Klagenfurter Friesacher gibt unter anderem seit Jahren einen „Alldeutschen Jahrgothweiser“ heraus. In der Jahresausgabe 2014 finden sich Bilder des deutsch-stämmigen Holocaust-Leugners Ernst Zündel, die dieser in seiner Haftzeit gemalt hat. Friesacher, einstiger Abonnent der antisemitischen Hetzschrift „Die Bauernschaft“ des früheren SS-Recken Thies Christophersen, ehemals „Koordinator Süd“ einer „Anti-EG-Liste“ mit dem Namen „Bürgerschutz Österreich“ (Motto: „Österreich muss Österreich bleiben“), ist seit 2012 Kärntner Landesgruppenleiter der Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM). 1994 lieferte Friesacher landesweite Schlagzeilen in Österreich. In dem von ihm herausgegebenen „Alten Jahreszeitenweiser“ wurde Rudolf Heß als „Märtyrer des 20. Jahrhunderts“ glorifiziert und die industriell betriebene Massenvernichtung von Juden in der NS-Zeit als „Lug und Trug“ abgetan.