Noten des Hasses
Rechtsrock bleibt weiterhin ein beliebtes Rekrutierungsmittel von und für Neonazis. Im ersten Quartal dieses Jahres fand bundesweit an mehr als jedem dritten Tag ein rechtsextremes Konzert statt.
In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht die Bundesregierung auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag die Zahlen der ihr bekannt gewordenen Rechtsrock-Konzerte und Neonazi-Liederabende. Aus der jüngsten Antwort geht hervor, dass in den ersten drei Monaten dieses Jahres 39 Konzerte, „Liederabende“ und Aufritte von rechten Musikern auf Veranstaltungen der Parteien NPD und „Die Rechte“ stattgefunden haben. Damit übersteigt die Zahl deutlich die Zählungen sowohl des ersten als auch des zweiten Quartals 2015. Geht man von den durchschnittlichen Nachmeldungen aus dem vergangenen Jahr aus, dürfte sich die Zahl auf dem hohen Niveau des vierten Quartals 2015 bewegen – nach den jetzt gelieferten Nachmeldungen wurden zwischen Oktober und Dezember 2015 insgesamt 46 solcher Veranstaltungen gezählt.
Demnach gab es im vergangenen Jahr bundesweit insgesamt 155 Rechtrock-Konzerte, rechte „Liederabende“ und Auftritte von Neonazi-Musikern auf Parteiveranstaltungen. Durchschnittlich fand im Bundesgebiet an jedem dritten Tag mindestens eine braune Musikveranstaltung statt. Ein Konzert in Ueckermünde mit den Rechtsrock-Bands „Tätervolk“ und „Frontfeuer“ wurde von der Polizei aufgelöst. Nach Bundesländern aufgeschlüsselt liegen bei der aktuellen Zahl die Bundesländer Baden-Württemberg und Sachsen bei der Häufigkeit solcher Veranstaltungen vorn, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen.
Doch in der Antwort werden nur die öffentlich angekündigten Veranstaltungen aufgelistet. Bei konspirativ angekündigten oder vorbereiteten Events beruft sich die Bundesregierung auf die vertraulichen Informationen und den Quellenschutz eventuell eingesetzter V-Leute. Schon die Zählung rechtsextremer Konzerte in Thüringen von der „Mobilen Beratung in Thüringen“ (Mobit) macht die problematische Schieflage beim Erkenntnisgewinn deutlich. Die Berater zählten im vergangenen Jahr 46 Musikveranstaltungen von Neonazis im Freistaat. Damit hätte mehr als Drittel der von der Bundesregierung gezählten Konzerte 2015 in Thüringen stattgefunden.