„Night of Identity“ von der Polizei gestoppt

Ein für Samstag geplantes Konzert des internationalen „Blood&Honour“-Netzwerks in Polen ist von Sicherheitskräften verhindert worden. Rund 300 Beamte, darunter eine Antiterroreinheit, waren polnischen Medienberichten zufolge im Einsatz.

Montag, 23. April 2018
Horst Freires

Als Losung für das Programm am 21. April, einen Tag nach Hitlers Geburtstag, war „Night of Identity“ ausgegeben. Gleich vier Bands aus Deutschland sollten dabei die Bühne betreten. Ein genauer Ort wurde öffentlich nicht beworben. Wie sich herausstellte, sollte das braune Spektakel am Samstag in der 34 000 Einwohner zählenden niederschlesischen Stadt Dzierzoniow stattfinden. In der polnischen Presse war von zwei Festnahmen der unmittelbaren Konzert-Organisatoren die Rede. Es soll sich dabei um Pjotr „Dziki“ Gierczak und Krzysztof Tomasz Slowinski, Spitzname „Nachtigall“, handeln. Letzterer ist Bodybuilder und war im vergangenen Jahr Besucher eines Neonazi-Konzerts im thüringischen Themar. Offenbar wurden bei der groß angelegten Polizeiaktion neben Propagandamaterial auch Drogen gefunden. Die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts ist in Polen strafbar. 

Kurz vor dem vorgesehenen Termin kursierte das Gerücht der Event-Absage, um dem zeitgleichen „Schild- und Schwert-Festival“ im sächsischen Ostritz direkt an der deutsch-polnischen Grenze keine Konkurrenzveranstaltung zu bieten. Diese Information erwies sich allerdings nur als Täuschungsmanöver. Zum angedachten Line-Up in Dzierzoniow gehörten die mit deutschen und englischen Texten aufwartenden „Heiliger Krieg“ aus Baden-Württemberg, eine Fortführung des Bandprojekts „Race War“, das 2006 als kriminelle Vereinigung verboten wurde. Bei „Confident of Victory“ handelt es sich um eine Combo aus dem brandenburgischen Senftenberg, von der weitere Mitglieder in Sachsen beheimatet sind. Beim konspirativ organisierten Konzert 2016 im schweizerischen Unterwasser trat man mit dem Lied „Sieg“ auf, bei dem das Publikum sich schnell zum ergänzenden „Heil“-Ausruf inspiriert sah.

Internationaler Charakter des geplanten Meetings

„Sachsonia“ um Sänger Udo Kaulfuß aus dem Großraum Dresden ist eine der dienstältesten Rechtsrock-Bands aus Sachsen, die nunmehr rund zwei Jahrzehnte aktiv ist. „Terrorsphära“, ursprünglich mit Tiroler Herkunft, kann nach dem Wohnortwechsel ihrer Bandmitglieder auch als deutsche Combo bezeichnet werden, die beste Kontakte ins Kampfsportmilieu rund um die Aktivisten vom „Kampf der Nibelungen“ pflegt. Auf ihrer Facebook-Seite drückt die Band ihre Sympathie für Syriens Staatschef Bashar Al-Assad aus.

Mit „Obled“, der RAC-Nachfolgegruppe von „Konkwista 88“, und „LTW“ (Legion Twierdzy Wroclaw) sollten auch zwei der etabliertesten einheimischen Rechtsrock-Vertreter Polens in Dzierzoniow aufspielen. Einen weiteren internationalen Charakter hätte das Meeting durch die Teilnahme von „Pugilato“ bekommen. Die Spanier spielten unter anderem im Mai 2017 im sächsischen Staupitz. Als weiterer Headliner des eintägigen Rechtsrock-Meetings war ursprünglich zudem die US-Band „H8 Machine“ vorgesehen, doch bereits vor mehr als zwei Monaten teilte diese „bedauerlicherweise“ ihre Nichtteilnahme mit. Eine Begründung wurde allerdings nicht geliefert.

Drei Jahre unter dem Motto „Night of Terror“

Insbesondere in der niederschlesischen Region hatte sich in den vergangenen Jahren aus dem Umfeld der ehemaligen Band „Konkwista 88“ eine „Blood&Honour“-Gruppe rekrutiert, die bei ihrem Aufbau Anschauungsunterricht insbesondere bei ungarischen Gesinnungsgenossen aus der braunen B&HBewegung nahm. Auch nach Deutschland soll es Kontakte gegeben haben, namentlich zu Michael H. aus Frankfurt/Oder.

Von Anfang an ging es darum, internationale Rechtsrock-Konzerte auf die Beine zu stellen. Beteiligt daran waren von Beginn an auch immer deutsche Combos. Drei Jahre nacheinander wurde unter dem Motto „Night of Terror“ aufgespielt. 2015 mit „Strafmass“ (Bremen) und „Brainwash“ (inzwischen Sachsen), ein Jahr später mit abermals „Brainwash“, „Moshpit“ (Thüringen) und „Heiliges Reich“ (Sachsen) sowie 2017 mit erneut „Brainwash“ und „Oidoxie“ (Nordrhein-Westfalen) neben „Amok“ (Schweiz) sowie „Sokyra Perun“ (Ukraine). Außerdem gab es 2016 in Polen ein Gastspiel von „Painful Awakening“ (Mecklenburg-Vorpommern) und ebenfalls einen Auftritt von „Sturmbrüder“ (Baden-Württemberg), „Verboten“ und „Sista Bataljen“.

Rund um das neonazistische Musik-Netzwerk ist auch das Label Strong Survive Records unter der Regie von Krzysztof Kwiatkowski, genannt „Kwiatek“, einzuordnen. Von Aktivisten aus Wroclaw ist zudem eine zum Teil personelle Überschneidung hinein ins Rotlichtmilieu bekannt. Beim Streit um Frauen ist es dem Vernehmen nach dabei auch bereits zu internen Rivalitäten gekommen.   

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