Niedersachsen: AfD gegen AfD
Der Parteitag der niedersächsischen AfD ist kurzfristig abgesagt worden. Rund 100 AfD-Mitglieder sind zur Kundgebung gegen die „Willkür“ des Landesvorsitzenden erschienen.
„Er ist ein national denkender Mensch“, sagt Wilhelm von Gottberg. Aus dem Mund des langjährigen Vertriebenen-Politikers ist diese Einschätzung ein Kompliment. „Mit seinen Reden, kämpferisch und klar, kann er die Menschen begeistern“, sagt der niedersächsische AfD-Landesvize über Armin-Paul Hampel. Diese lobenden Worte waren aber auch die einzigen Gottbergs am vergangenen Samstag auf dem Parkplatz am Bürgerhaus Misburg über den Landesvorsitzenden
Hier in dem Stadtteil von Hannover sollte am Wochenende eigentlich der Sonderparteitag des AfD-Landesverbandes stattfinden, auf dem auch über die Abwahl Hampels entschieden werden sollte. Lange parteiintern umstritten und nun kurzfristig abgesagt. Statt Parteitag jetzt Protest gegen die „Willkür“ des Landesvorsitzenden. Der Bundestagsabgeordnete und Landesvize Jörn König verantwortet mit der Vorsitzenden der AfD-Landtagsfraktion Dana Guth die Kundgebung in der Sackgasse. Wenn sie eine Machtdemonstration der Kritiker Hampels werden sollte, dürfte der Landeschef im Zoff um die Machtverhältnisse gelassen bleiben.
Schon drei Landesvorstände zerschlissen
Alle 2.600 Mitglieder des niedersächsischen Landesverbands hatte König, so die AfD auf ihren Facebook-Seite, aufgerufen, an der Kundgebung teilzunehmen. Knapp über 100 Personen kamen. Bei zwei Grad Temperatur ein Erfolg, sagt König dennoch. Kaum mehr hätten sie erwartet, erklärt auch Jens Krause, AfD-Fraktionsgeschäftsführer im Landtag. Auch rund 50 Gegendemonstranten haben sich vor dem Bürgerhaus eingefunden.
Bevor die Reden der Kundgebung beginnen, wird der Landesvize deutlich: „Nein, es besteht keine inhaltlicher Streit mit Herrn Hampel“, antwortet von Gottberg, der der Meinung ist, dass der Holocaust ein Dogma sei, der „jeder freien Geschichtsforschung entzogen“ sei und fordert, dieser „Kult mit der Schuld“müsste beendet werden. Herr Hampel könne aber verschiedene Meinungen in der Partei nicht gelten lassen, er kenne nur ein für oder gegen ihn, und würde sich an Beschlüsse und Satzung nicht halten, meint der ehemalige langjährige Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen. Ein Landesverband könne jedoch nicht in Gutsherrenart geführt werden. Schon drei Landesvorstände hätte Hampel zerschlissen, sagt von Gottberg, der wie Hampel Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion ist.
„Unglaubliche Unverschämtheit den Mitgliedern gegenüber“
Auch Dana Guth versichert, dass zu Hampel, welcher eng mit dem thüringischen fraktionschef- und Landesvorsitzenden Björn Höcke ist, keine politischen Differenzen bestünden. „Nein“, sagt sie. Über Höcke seien sie nicht zerstritten, versichert die Fraktionsvorsitzende, nicht ohne zu betonen, dass der Thüringer in Niedersachsen keine Bedeutung habe. Allein das persönliche Handeln Hampels würde die Entwicklung des Landesverbandes mehr als erschweren, sagt sie.
Im Halbkreis stehen später die AfDler vor den Kundgebungsrednern, einige haben die rechte Wochenzeitung „Junge Freiheit“ dabei. Die kurzfristige Absage, 36 Stunden vor Beginn des Sonderparteitages, sei eine „unglaubliche Unverschämtheit den Mitgliedern gegenüber“, betont Guth unter Applaus und hebt hervor: „Es kann hier nicht mehr um Personen gehen, es kann hier nicht mehr um eigene Befindlichkeiten gehen, es geht um unsere Partei und um unseren Landesverband“. Im März, so informiert von Gottberg, könnte eine neue Einladung erfolgen.