Neurechtes Verknüpfungstreffen

Für den morgigen Samstag steht in Berlin eine Wiederholung der „Zwischentag“-Premiere aus dem Vorjahr an.

Freitag, 04. Oktober 2013
Horst Freires

2012 nahmen knapp über 700 Besucher an dem neurechten Vernetzungstreffen teil. (bnr.de berichtete) Die Zusammenkunft bietet eine Spanne von Revisionisten bis zu Rechtspopulisten. Organisator Götz Kubitschek vom rechtsintellektuellen Magazin „Sezession“ sah sich im Vorwege damit konfrontiert, dass ihm die angedachten Räumlichkeiten zunächst gekündigt wurden. Am 11. September meldete er sich dann mit der Nachricht „Räumlichkeiten gefunden“ zu Wort, ohne den genauen Ort zu benennen. Inzwischen ist auf der eigens für den Event eingerichteten Homepage nachzulesen, dass das „Zwischentag“-Treffen doch wie im vergangenen Jahr und ursprünglich vorgesehen im Wilmersdorfer Logenhaus stattfinden soll.

Wichtig ist den „Machern“, zu denen auch Felix Menzel als Mitbegründer der neorechten Periodika „Blaue Narzisse“ und einer der Initiatoren des zum 1. Juli in Dresden eröffneten Zentrums für Jugend Identität und Kultur gehört, nach Aussage von Kubitschek, dass die Veranstaltung mit Messecharakter nur Stände von Vertretern zugelassen hat, die in keinem Verfassungsschutzbericht auftauchen und die keine Parteinähe aufweisen. Zu den diesjährigen Ausstellern, Referenten und Künstlern zählen illustre Verlage und Projekte, die auch aus Österreich, Frankreich, Belgien, Schweiz und Italien kommen. Das rechtslastige Institut für Staatspolitik ist in Person von Karlheinz Weißmann sowie Erik Lehnert angekündigt. Auch Meinungsführer der „Identitären Bewegung“ haben sich angesagt. Gern gesehene Gäste sind ultrarechte Burschenschaftsgruppierungen, aber auch Angehörige heidnisch-völkischer Ideologien.

Geballter rechtsintellektueller Input

Bei dem als Freie Messe titulierten Treffen handelt es sich um den Versuch eines Think Tanks am äußersten rechten Rand. Wenn das Magazin „Zuerst!“ vom schleswig-holsteinischen Multi-Verleger Dietmar Munier ebenso anzutreffen ist wie mit Gabriele Adinolfi vom Centro Studi Polaris ein Stratege der kulturfaschistischen „Casapound“-Strömung aus Italien oder der mit nationalistischem Duktus sich in der Öffentlichkeit darstellende Musiker Sacha Korn, dann ist davon auszugehen, dass es um mehr geht, als sich nur mit erzkonservativem Gedankengut zu beschäftigen. Bezüglich des italienischen Gastes ist von Interesse: Mit dem 1980 verübten rechtsterroristischen Bombenanschlag von Bologna, der 85 Menschenleben forderte, wurde gerichtlich die „Nuclei Armati Rivolutionari“ (NAR) der Urheberschaft bezichtigt. Dieser soll seinerzeit auch Adinolfi nahe gestanden haben.

Ein Blick ins Programm zeigt auf, dass am 5. Oktober in Berlin über das Aufstreben der AFD oder über den aktuellen Prozess gegen das NSU-Terrornetzwerk diskutiert werden soll. Zuerst“-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter aus dem bayrischen Ellhofen will als selbst ernannter Syrien-Experte –  zeitlich bestimmt nicht zufällig gewählt  – einen Lichtbildvortrag über Syrien halten. Ochsenreiter, der dem staatlichen syrischen TV auch schon mal als Interviewgast willkommen ist, wenn er von Kriegshetze in etablierten deutschen Medien spricht, wird seitens der Deutsch-Syrischen-Gesellschaft als „unser Freund“ bezeichnet. Bei so viel geballtem rechtsintellektuellem Input ist es allerdings geradezu erstaunlich, dass das Wochenblatt „Junge Freiheit“ die Bühne vor Ort offensichtlich nicht nutzen möchte.

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