„Neuerfindung“ für die „Deutsche Stimme“
Das im 44. Jahrgang monatlich erscheinende NPD-Sprachrohr „Deutsche Stimme“ wird mit der März-Ausgabe eingestellt. Ab April soll das Zeitungsformat „Deutsche Stimme“ durch ein gleichnamiges Magazin ersetzt werden.
Angaben der NPD zufolge soll mit der „Neuerfindung“ der vom NPD-Parteivorstand herausgegebenen „Deutschen Stimme“ (Untertitel: „Die andere Meinung“) als Magazin im Rahmen einer „Offensive 2020“ ein „großer Schritt nach vorne“ gewagt werden, um einem „hohen journalistischen Anspruch eine ansprechendere Form zu geben“. Gegen diese phrasenhafte Ankündigung spricht allerdings, dass die 1976 gegründete „Deutsche Stimme“ (DS), die im 44. Jahrgang monatlich erscheint, in der publizistischen Landschaft der extremen Rechten bis dato ein Nischendasein fristet.
Die „Deutsche Stimme“, obzwar auch im offenen Handel käuflich zu erwerben, hat selbst im rechtsextremen Lager keinen nennenswerten Einfluss. Erschwerend kommt hinzu, dass die NPD seit der Gründung und Etablierung der AfD in der parteipolitischen Landschaft zunehmend zur Politsekte verkommt und von einem kontinuierlichen Mitgliederschwund geschwächt ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat der NPD-Parteivorstand gar im Herbst 2019 ein Positionspapier mit dem Titel „Neustart für die Heimat – statt ein bloßes ‚Weiter so‘“ erarbeitet. Demzufolge will sich die NPD unter neuem Namen recyceln. Kurios ist allerdings, dass die aktuelle März-Ausgabe der DS ohne Impressum erschienen ist. Ein inkorrektes Impressum kann mit hohen Bußgeldern belegt werden.
„Klimabilanz im Rausch des Ewig-Schuldigseins“
Auch die letzte Ausgabe der „Deutschen Stimme“ im herkömmlichen Format kann keine Akzente setzen. Aufgewartet wird unter anderem mit einem Interview mit der selbst in rechtsextremen Kreisen unbekannten Schwedin Bilyana Martinovski, ewiggestrigen Themenfeldern wie der „Versenkung der ‚Wilhelm Gustloff‘“ oder klimapolitischen Ergüssen von Redaktionsmitglied Safet Babic: Der antisemitischen Auffassung von Babic zufolge ist es „offensichtlich“, dass „die neue Klimabewegung den Interessen der überstaatlichen und anti-nationalen Finanzoligarchie dient“. An anderer Stelle heißt es in der DS-Ausgabe: „Um den perversen Rausch des Ewig-Schuldigseins noch aktueller ausleben zu können, kam die der BRD unterstellte Klimabilanz gerade recht. Und das Tolle dabei: Die Klimaschuld kann nie getilgt werden.“
Haus- und Postfachanschrift von Verlag und Redaktion der Deutsche Stimme Verlags GmbH sind im sächsischen Riesa. Abonnentenverwaltung und Buchhaltung wird in der NPD-Bundesgeschäftsstelle in Berlin betrieben.
NPD-Kader in der DS-Redaktion
Geschäftsführer der Deutsche Stimme Verlags GmbH und DS-Chefredakteurist NPD-Parteivorstandsmitglied Peter Schreiber (Jg. 1973). Der sächsische NPD-Landesvorsitzende startete sein politisches Engagement in Hessen bei den Republikanern und der Republikanischen Jugend (RJ). Neben Schreiber gehören der DS-Redaktion die NPD-Kader Jürgen Gansel, Arne Schimmer, Safet Babic, Lutz Dessau, Stefan Paasche und Sascha Roßmüller an. DS-Stammautoren seit Jahren sind Konrad Windisch und Edda Schmidt.
Der wegen NS-Wiederbetätigung vorbestrafte Österreicher Windisch (Jg.1932) war in den 50er Jahren Bundesführer der „Arbeitsgemeinschaft nationaler Jugendbünde Österreichs“ und wurde für den „gesamten deutschen Sprachraum" in Lübeck zum Sprecher des „Kameradschaftsringes nationaler Jugendbünde“ (KNJ) gewählt. Die langjährige NPD-Aktivistin Schmidt, rechtskräftig wegen Aufstachelung zum Rassenhass, Volksverhetzung und Verbreitung jugendgefährdender Schriften verurteilt, war früher Vorsitzende der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“. Im Oktober vergangenen Jahres wurde sie vom rechtsextremen „Schutzbund für das deutsche Volk e.V.“ (SDV) mit dem „Hohe-Meißner-Preis“ ausgezeichnet. (bnr.de berichtete)
„National-Zeitung“ im Dezember eingestellt
Die Umstellung der „Deutschen Stimme“ vom Zeitungs- auf ein Magazinformat unter möglicher Beibehaltung der altgedienten Redaktionsmannschaft, ewiggestriger Themenfelder und ohne nennenswerte Anzeigenschaltung dürfte schnell zum Scheitern verurteilt sein. Erschwerend kommt hinzu, dass der Einzelverkaufspreis der „Deutschen Stimme“ künftig bei 6,50 Euro liegt. Bislang kostete die weithin informationslose DS lediglich drei Euro.
Es bleibt abzuwarten, ob und gegebenenfalls wann die „Deutsche Stimme“ auch den Weg der „National-Zeitung“ gehen wird. Die „National-Zeitung“,das älteste Wochenblatt der rechtsextremen Szene, wurde mit Ende des 69.Jahrgangs im Dezember 2019 eingestellt. Begründet wurde dies vom herausgebenden Druckschriften- und Zeitungsverlag GmbH (DSZ-Verlag, München) mit dem „Medienwandel der letzten 15 Jahre“ und dem „damit einhergehenden geänderten Nutzerverhalten“.