Michel Fischer

„Neue Stärke Partei“ verliert Vorsitzenden

Der Vorsitzende der „Neue Stärke Partei“, Michel Fischer, ist von seinem Amt zurück und aus der Partei ausgetreten. In der Karriere des Thüringer Neonazis nur ein folgerichtiger Schritt.

Montag, 19. September 2022
Kai Budler
Auf der 1. Mai-Demo in Erfurt sprach Fischer noch als Parteichef, mittlerweile hat er der "Neuen Stärke" bereits den Rücken gekehrt.
Auf der 1. Mai-Demo in Erfurt sprach Fischer noch als Parteichef, mittlerweile hat er der "Neuen Stärke" bereits den Rücken gekehrt.

Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, dass die neonazistische Partei „Neue Stärke Partei“ (NSP) aus der Taufe gehoben wurde. Nun ist ihr Vorsitzender, der Thüringer Neonazi Michel Fischer, von seinem Amt zurückgetreten und aus der von ihm mitgegründeten Partei ausgeschieden. Das teilte die NSP mit und erklärte, die Parteiführung übernehme nun vorläufig Bryan Kahnes, der seit der Parteigründung als Co-Vorsitzender fungiert.

Zu den Hintergründen von Fischers Rück- und Austritt äußerte sich die NSP zwar nicht, Beobachter*innen der Szene aber wundert der Schritt des langjährig aktiven 34-Jährigen keineswegs. Bereits vor rund zehn Jahren hatten extrem rechte Gruppierungen, Kameradschaften und Teile der NPD vor seiner Person und einer Zusammenarbeit mit ihm gewarnt, weil es Fischer bei den von ihm initiierten Aktionen vor allem um die eigene Profilneurose gegangen sei. Er habe wahllos Veranstaltungen angemeldet, die er zur Bestätigung der „eigenen Person“ missbraucht habe, und als Anmelder „zahlreiche qualitativ minderwertige Veranstaltungen“ durchgeführt. Auch habe er versucht, „einen Keil zwischen parteifreien Gruppen untereinander und zwischen freien und parteigebundenen Kräften zu treiben“.

Mehrere rechtsextreme Parteien durchlaufen

Doch kurz darauf war Fischer als Teil der Kameradschaftsszene erneut mit dabei, wenn es darum ging, die NPD vor allem in den Regionen Erfurt und Weimar zu unterstützen. Dort war auch der aus der rechten Hooligan-Szene stammende Neonazi Enrico Biczysko aktiv, der für die NPD ein Stadtratsmandat in Erfurt erreichte. Mit ihm wechselte Fischer in die Partei „Die Rechte“ (DR), saß 2015 im Landesvorstand und war Vorsitzender des Kreisverbandes Mittelthüringen.

2017 war es damit vorbei und der mittlerweile wegen Urkundenfälschung, Betrug, Sachbeschädigung, Volksverhetzung und Körperverletzung vorbestrafte Fischer und Biczysko wechselten zur Partei Der Dritte Weg, für die die beiden Neonazis vor allem wegen einer Immobilie im Erfurter Süden wichtig waren. Sie wurde vom Verein „Volksgemeinschaft e.V.“ betrieben, als dessen stellvertretender Vorsitzender Fischers seit 2018 fungierte.

Doch auch mit der Kader-Partei ging die Zusammenarbeit nur eine gewisse Zeit gut, so dass Fischer und die Erfurter Neonazis um Biczysko aus der Neonazi-Partei ausschieden und im Mai 2020 ihren Verein in „Neue Stärke Erfurt“ umbenannten. Wenig später wurde der Verein aus dem Vereinsregister gelöscht und ging in der der 2021 gegründeten Partei NSP auf. Mit seinem Rück- und Austritt hat Fischer nun scheinbar auch die letzte Chance vertan, in einer neonazistischen Partei Karriere zu machen.

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