Neue Rechte – Schulterschluss auf offener Bühne

Die Neue Rechte ist im Aufwind und schweißt sich zusammen aus so genannten Vordenkern über AfD und „Identitäre Bewegung“ bis hin zu Pegida. Bei einem Zusammentreffen in Berlin ist einzig die NPD zum Zuschauen verdammt.

Dienstag, 20. September 2016
Robert Kiesel

Der „Kampf um die Verteidigung Deutschlands“, so Jürgen Elsässer, er schließt die Reihen der Neuen Rechten in Deutschland. Einen eindrucksvollen Beleg dessen lieferte eine vom „Compact-Magazin organisierte Veranstaltung am Montag in Berlin. Mit Götz Kubitschek, Vertretern der „Identitären Bewegung“ und Jürgen Elsässer brachte sie zentrale Akteure der Neuen Rechten in Deutschland auf einem Podium zusammen.

Bestimmender Akteur war die „Identitäre Bewegung“ um ihren ebenfalls anwesenden Anführer Martin Sellner. Tatsächlich hatte die zahlenmäßig kleine Gruppe in den vergangenen Wochen große Aufmerksamkeit erregt. Spielte ihr zunächst die  Beobachtung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz in die Karten, vermarktete sie später eigene Aktionen am Brandenburger Tor und im Gorki-Theater Berlin geschickt in den sozialen Netzwerken.

„Rhetorisches Maschinengewehr“ der Identitären

Für Querfrontler Jürgen Elsässer vom „Compact“-Magazin Anlass genug, die Mitglieder der „Identitären Bewegung“ (IB) als „neue Helden“ zu titulieren. Er bezeichnete die IB als „neue Jugendbewegung, die Heimat und Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes als deutsches Volk erhalten will.“ „Das kann man nicht hoch genug einschätzen“, so Elsässer.

Der aus Wien stammende Sellner, dem Beobachter enge Verbindungen in das neonazistische Spektrum Österreichs nachsagen, revanchierte sich umgehend für die Vorstellung als „rhetorisches Maschinengewehr“ der Identitären. Er wetterte gegen „Multikultis“ und „Meinungsdiktatoren“, bezeichnete Kubitschek als „Spiritus Rector“ seiner Gruppe und kündigte an, auch in Zukunft für Aufsehen sorgen zu wollen: „Das ist erst der Anfang! Wir haben gerade erst begonnen. Wir sind in der Lage, richtig groß zu werden.“

Vertreter der AfD-Jugend im Publikum

Kubitschek wiederum, Herausgeber der „Sezession“ und Mitbegründer des neurechten Instituts für Staatspolitik (IfS) in Schnellroda (Sachsen-Anhalt), hält große Stücke auf die „jungen Leute“ von der „Identitären Bewegung“. Der enge Vertraute Björn Höckes bezeichnete die IB als „junge Pflanze, die unbedingt aufwachsen muss “. Beinahe folgerichtig hatte er Sellner zuletzt einen Praktikumsplatz am IfS beschafft. Die wohl in erster Linie für die Öffentlichkeit durch eine Unvereinbarkeitserklärung vollzogene Abgrenzung der AfD zur IB bezeichnete Kubitschek als „vorauseilend“. Gemeinsam mit einzelnen Vertretern der Partei teile er die Hoffnung, dass sich dieser Schritt rückgängig machen lässt.

Den anwesenden Mitgliedern der AfD dürfte Kubitschek damit aus dem Herzen gesprochen haben. Im Publikum saßen mehrere Vertreter der AfD-Jugend „Junge Alternative“, aus Berlin unter anderem deren Schatzmeister Jannik Brämer. Er war in der Vergangenheit mehrfach als Mitglied der IB Berlin in Erscheinung getreten, tauchte zuletzt auf einem Mitte August auf der Facebook-Seite der Gruppe veröffentlichtem Foto auf.

Pikant: Für das „Stelldichein des ‚rechten Widerstandsmilieus’“, wie Kubitschek die anwesenden Organisationen immer wieder nannte, interessiert sich auch mindestens ein Vertreter der im Niedergang befindlichen NPD. Mit Uwe Meenen verfolgte der ehemalige Landeschef der NPD in Berlin die Veranstaltung aufmerksam. Meenen ist aktuell Mitarbeiter im Europabüro von Udo Voigt in Berlin-Köpenick und kann auf eine lange Karriere in verschiedenen Gruppierungen der rechtsextremen Szene zurückblicken.

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