Neonazis mischen bei Republikanern mit

Die umtriebigen Neonazis David Köckert und Alexander Kurth werben seit einiger Zeit massiv für die in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbaren Republikaner. Die REPs erhoffen sich davon wohl positive Effekte für die in Thüringen und Sachsen anstehenden Landtagswahlen.

Freitag, 14. September 2018
Redaktion
David Köckert Ende August auf einer Demonstration in Greiz
David Köckert Ende August auf einer Demonstration in Greiz
Seit dem Aufschwung der AfD haben es Parteien am rechten Rand schwer bei Wahlen. NPD, Die Rechte und der Dritte Weg kämpfen oft mit der Ein-Prozent-Hürde. Weitere Splitterparteien wie Die Freiheit oder Pro Deutschland haben sich gleich ganz aufgelöst und ihre Mitglieder teils dazu angehalten, deren politische Ambitionen bei der AfD fortzusetzen. Doch die Republikaner finden sich weiterhin in der deutschen Parteienlandschaft wieder – fristen allerdings ein Nischendasein. Zwar treten die REP gelegentlich zu Wahlen an, relevante Ergebnisse erzielt die Partei aber nicht. Wohl auch, um diesem Zustand der politischen Bedeutungslosigkeitzu ändern, werben seit einigen Monaten umtriebige Neonazis mit dem Parteibuch.

Auffangbecken für in anderen Parteien gescheiterte Personen?

So wurde Alexander Kurth am vergangenen Wochenende als Schriftführer gar in den sächsischen Landesvorstand gewählt. Kurth war zuvor in den rechtsextremen Parteien NPD und Die Rechte aktiv, sieht seine Zukunft nun offenbar bei den Republikanern, die sich selbst als freiheitlich und konservativ beschreiben. Diese Attribute dürften auf den Leipziger nur bedingt zutreffen: Kurth kam bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt, saß eine mehrjährige Gefängnisstrafe ab. Zum neuen Landesvorsitzenden wurde Dirk Jährling gewählt. Auch der Freitaler war kürzlich noch in einer anderen Partei aktiv: der AfD. Jährling trat früher mehrfach auf rechten Kundgebungen als Redner auf, Mitglieder der rechtsterroristischen „Gruppe Freital“ verharmloste er als „Lausbuben“. Für Aufsehen sorgte vor wenigen Tagen ein weiterer Neonazi, der sich selbst immer wieder mit den Republikanern in Verbindung bringt: David Köckert. Der 39-Jährige sprach in Köthen von einem „Rassenkrieg gegen das deutsche Volk“, jetzt müsse wieder gelten: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ In einem späteren Interview äußerte er den Wunsch nach einem „Reinigungsprozess“ wie in den 20er Jahren.

Thügida-Kader

Der in Greiz wohnhafte Köckert hat ebenso mehrere Parteien durchlaufen, bevor er sich den REP anschließen wollte. Zuletzt war er NPD-Mitglied, davor engagierte sich der Neonazi für die AfD. Doch obwohl der thüringische Landesvorsitzende Detlev Stauch gegenüber der Ostthüringer Zeitung bereits Ende Juni sagte, dass Köckerts Aufnahmeantrag abgelehnt worden sei, wirbt dieser vor allem in den sozialen Netzwerken weiterhin für die Splitterpartei. In der Aufzählung darf Jens Wilke nicht fehlen. Der Mann bildet zusammen mit Köckert und Kurth das Führungs-Trio der rechtsextremen „Thügida“-Gruppierung, die mit regelmäßigen Kleinst-Kundgebungen von sich reden macht. Wilke rührt ebenfalls die Werbetrommel für die Republikaner, findet sich auf Listenplatz 3 für die anstehende Europawahl wieder. Weiterhin war der Bautzener Marco Wruck, früher NPD-Mitglied, für die REP aktiv, der Mann kam im Frühjahr nach Einladung mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zu einem Gespräch zusammen – was für viel Unverständnis sorgte. Mittlerweile scheint Wruck sich jedoch auch wieder von den Republikanern getrennt zu haben, alle Veröffentlichungen dazu hat der Rechtsextreme gelöscht. Ob die REP sich als Auffangbecken für weitere, in anderen Parteien gescheiterte, Personen andienen wird, bleibt indes abzuwarten. In der Öffentlichkeit stehende und für ihr radikales Auftreten bekannte Personen wie Köckert, der sich kürzlich eine in Neonazi-Kreisen äußerst beliebte Schwarze Sonne auf seine Wange tätowieren ließ, könnten gemäßigtere Parteimitglieder und Sympathisanten verschrecken.

Überschaubare Chancen

Zur letzten Landtagswahl in Thüringen kamen die Republikaner auf 0,18 Prozent der Stimmen, in Sachsen traten sie zuletzt 2009 an und kamen mit 0,2 Prozent auf ein ähnlich ernüchterndes Ergebnis. Noch bleibt den REPs rund ein Jahr – doch allein mit der Aufnahme einiger lautstarker und radikaler Neonazis dürfte es nicht getan sein. Update, 16. September
Nach Veröffentlichung des Artikels hat uns Marco Wruck kontaktiert und mitgeteilt, dass er weiterhin für die Republikaner aktiv sei.
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