Neonazis feiern Sonnenwende in Jamel

Braune Brauchtumsfeier mit der „Dorfgemeinschaft Jamel“; Photo: Ronny Wolff
Wie die Jahre zuvor, lud die „Dorfgemeinschaft Jamel“ wieder zu ihrer Sommersonnenwende in das kleine Dorf der Gemeinde Gägelow ein. Der Ablauf war, wie in der Vergangenheit auch, sehr durchstrukturiert. Nachmittags begann das Fest mit Kinderbespaßung. Eine Hüpfburg und Strohballen waren auf dem Platz in der Dorfmitte aufgebaut. Eltern und Kinder konnten mit einer Pferdekutsche durch die umliegende Landschaft fahren oder sich beim Schubkarrenrennen beweisen. Einige der Neonazi-Eltern unterhielten sich derweil an den aufgebauten Stehtischen und nahmen die ersten Biere zu sich. Neben der Polizei, die umfangreiche Kontrollen durchführte, war auch das Ordnungsamt des Landkreises Nordwestmecklenburg anwesend.
In diesem Jahr wurde die Veranstaltung als Brauchtumsfeuer von einer Privatperson bei den Ordnungsbehörden angezeigt. Inwieweit die Veranstaltung noch als „privat“ angesehen werden kann, bei einer Anzahl von rund 200 Teilnehmern und einem geschmückten Dorf, bleibt natürlich fraglich. Das Ordnungsamt begutachtete die Veranstaltung und achtete auf mögliche Verstöße. Den Höhepunkt des Tages stellte das Entzünden des Feuers dar. Ein unangemeldeter Fackelmarsch quer durch das halbe Dorf, ähnlich wie in den vergangenen Jahren, konnte aber unterbunden werden. Der Aufzug musste auf das Privatgrundstück Sven Krügers ausweichen.
Maske des „netten Neonazis von nebenan“
So friedlich und reibungslos, wie es die Luftballons und Girlanden auf den ersten Blick vermitteln, verlief es nicht den kompletten Nachmittag. Mehrfach wurde man daran erinnert, an welchem Ort man sich gerade befand. Neben den Trachten, die die Männer, Frauen und Kinder trugen, waren auch zahlreiche Personen mit Pullovern der „Dorfgemeinschaft Jamel“ bekleidet. Einige der Jungen trugen zu ihren blau-weißen Fischerhemden Mützen im Stil der Wehrmacht. Laut Polizei wurde bei einem Mitglied der Rostocker „Blood&Honour“-nahen Band „Nordmacht“ ein ganzer Stapel CDs mit Rechtrock sichergestellt. Szenekundigen Beamten sollten ihn auf verbotenen Inhalte überprüfen. Mehrfach nahm das Ordnungsamt Begehungen der öffentlichen Wege vor.
Auch der Landesvorsitzende Stefan Köster und viele weitere NPD-Kader sind regelmäßig in Jamel zu Gast, Foto: Ronny Wolff
Die Dorfmitte in Neonazi-Hand
Auch die Polizei hatte mit Hürden zu kämpfen. Der Dorfplatz in Jamel, der in der Vergangenheit zum Abstellen der Fahrzeuge und Einsatzkräfte verwendet wurde, konnte an diesem Tag nicht genutzt werden. Der Dorfplatz wurde nämlich von der Gemeinde Gägelow an eine Privatperson der „Dorfgemeinschaft Jamel“ für die Nutzung als Weidefläche verpachtet. Die Verpachtung des Grundstücks mit drei nebeneinanderliegenden Flurstücken war bereits im Februar dieses Jahres Thema im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Hauptausschusses der Gemeinde Gägelow. Im März entschied die Gemeindevertretersitzung über ein weiteres Flurstück, welches an ein Grundstück eines Angehörigen der „Dorfgemeinschaft Jamel“ grenzt und bereits zuvor ohne Erlaubnis von einer Person genutzt wurde.
Ein Polizeibeamter stellt CDs bei einem Mitglied der Band Nordmacht sicher, Foto: Ronny Wolff
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