Neonazi will AfD wählen
Shitstorm und Zuspruch nach dem Bekenntnis von Tommy Frenck, am Sonntag für die AfD zu stimmen.
Der Szene-Neonazi Tommy Frenck aus dem thüringischen Kloster Veßra, Kommunalabgeordneter für das NPD-nahe Bündnis „Zukunft Hildburghausen“, hat mit einem Statement zur Bundestagswahl heftige Diskussionen ausgelöst. Er kündigte an, am 24. September die AfD zu wählen.
Der 30-Jährige argumentiert, es sei kein Votum des Herzens, sondern er führt strategische Gründe für die Entscheidung ins Feld. Eine NPD-Stimme würde realistisch betrachtet kein Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde bedeuten, ein AfD-Votum hingegen empfindet der umtriebige Gastwirt und Onlinehändler Frenck offenbar als sichere Bank. Ein AfD-Einzug in den Bundestag sei erst ein Anfang für einen langatmigen Prozess in seinem Sinne, aber immerhin ein Anfang, dass sich rechts von der CDU im Parlament etwas ändere.
Nach lebhaften Kommentaren räumt Frenck kleinlaut ein, dass ein Kompromiss manchmal eben zielführender sei als eine Maximal-Position. Sein Bekenntnis wolle er aber für niemand als bindend ansehen, versucht der gelernte Koch sein Statement als Erklärung und nicht als Appell zu verkaufen.
Unterstützung von der „Volksbewegung Thügida“
Für diese Einstellung heimst der Neonazi reichlich Widerspruch ein. Unter anderem kündigt ihm der frühere NPD-Vorsitzende und Holocaust-Leugner Günter Deckert die Freundschaft auf, der die AfD als Mogelpackung tituliert. Er werde künftig nicht mehr in Frencks Gasthof vorbeischauen, wo er bereits mehrmals als Redner agierte. Deutliche Kritik daran, aus taktischen Erwägungen am Wahltag die AfD anzukreuzen, kommt unter anderem auch vom stellvertretenden NPD-Bundesvorsitzenden und NPD-Landesvorsitzenden aus Mecklenburg-Vorpommern Stefan Köster. Der wiederum muss von Frenck-Anhängern Schelte und Häme einstecken, 2016 aus dem Schweriner Landtag geflogen zu sein.
Unverständnis erntet Frenck aber auch von der NPD-Bundestagskandidatin Marina Djonovic aus Baden-Württemberg und vom langjährigen NPD-Spitzenfunktionär Alexander Neidlein, der inzwischen Generalsekretär der rechtsextremen Partei ist. Der AfD wird von diversen rechtsextremen Hardlinern unter anderem vorgehalten, dass sie sich zu Israel bekenne, sich für ein, wenn auch stark beschränktes, Zuwanderungsgesetz ausspreche und Homosexuelle eine eigene Parteiuntergliederung besitzen würden.
Unterstützung widerfährt Frenck von der selbst ernannten „Volksbewegung Thügida“. Sie postet auf ihrer Facebook-Seite: „Auch wir sehen das größtenteils wie Tommy.“