Neonazi-Tarnorganisation
Eine „Bürgerinitiative Soziales Fürth“ (BiSF) will im März bei den bayerischen Kommunalwahlen mit einer eigenen Liste in den Stadtrat der fränkischen Stadt einziehen.
Die 2009 ins Leben gerufene „Bürgerinitiative Soziales Fürth“ ruft auf ihrer Homepage für Unterstützungsunterschriften für ihren Wahlantritt bei den Kommunalwahlen am 16. März auf. Die Initiative, seit März ein offiziell eingetragener Verein, wird dem „Freien Netz Süd“ (FNS), dem mitgliederstärksten Zusammenschluss von Neonazis in Bayern, zugeordnet
Führende Kader der BiSF sind Matthias Fischer (Jg. 1977) und Sebastian Schmaus (Jg. 1983). Der im Fürther Vorort Stadeln ansässige Fischer, vormals Anführer der verbotenen neonazistischen „Fränkischen Aktionsfront“ (F.A.F.) und bayerischer Landesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN), berichtete im Mai erstmals auf einer BiSF-Saalveranstaltung über die Teilnahme der Neonazi-Tarntruppe bei den Kommunalwahlen. Laut Eigendarstellung der BiSF zeichnete der wegen Volksverhetzung verurteilte und knasterfahrene Fischer „ein klares Bild, wie es um die Verausländerung in Fürth und die Verschwendung von Steuergeldern für linksextreme und jüdische Projekte tatsächlich steht.“ Dagegen wolle die BiSF „als einzige nationale und soziale Alternative für die Interessen der Deutschen in Fürth zu den anstehenden Kommunalwahlen antreten.“
„Streichung aller Mittel für das Jüdische Museum“
Als ihre kommunalpolitischen Ziele nennt die braune „Bürgerinitiative“ die „Streichung der Förderungen linksextremistischer und antideutscher Projekte in der Stadt Fürth“ sowie die „Einführung von Umwelt- und Kulturtagen in städtischen Schulen, anstatt so genannter Antirassismus-Veranstaltungen mit türkischen Bauchtanzgruppen“.
Als Verantwortlichen der Homepage weist das Impressum der BiSF den verurteilten Nürnberger Stadtrat der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ Sebastian Schmaus aus. In einem von Schmaus presserechtlich namens der BiSF verantworteten Flugblatt wird „die sofortige Streichung aller Mittel für das Jüdische Museum“ und die „Schließung und Umwidmung des Jüdischen Museums bei nicht vorhandener Lebensfähigkeit aus Eigenmitteln“ gefordert. Um an der Kommunalwahl teilnehmen zu können, benötigt die BiSF „genau 385 Stimmen von Unterstützern“, so der zuständige Rechtsreferent der Stadt Fürth.
Schmaus und Fischer gehörten im Februar einer Neonazi-Delegation an, die die griechische Neonazi- Partei „Chrysi Avgi“ im Athener Parlament besuchte. Ein Foto zeigt die beiden Neonazis mit dem zwischenzeitlich inhaftierten Chrysi-Avgi-Führer Nikolaos Michaloliakos.