Neofolk und Darkwave auf rechtslastiger Spur

Zum wiederholten Mal ist Leipzig am 25. Juni Schauplatz für ein Konzertereignis aus der Neofolk- und Dark Wave-Szene. Die lockt bekanntlich auch immer wieder  ein rechts-esoterisch eingestelltes Publikum an.

Donnerstag, 09. Juni 2016
Horst Freires

Unter dem Titel „Fire & Sun“ wird auf das Gelände vom Schloss Knauthain geladen – ohne Abendkasse und nur mit Internetvorbestellung. Im dortigen Schlosspark gab es bereits am 20. Juni des Vorjahres ein entsprechendes Happening. Die im Leipziger Line-Up aufgelistete Band „Of The Wand And The Moon“ (Dänemark) machte zuletzt Schlagzeilen in den USA. Ende März und Anfang April war sie auf Nordamerika-Tour unterwegs zusammen mit „Die Weiße Rose“ (Dänemark), dem dänischen Bandmix-Projekt „Vril Jäger“, das aus den beiden erstgenannten Combos besteht und offenbar namentlich angelehnt ist an das angeblich von der Wehrmacht betriebene geheime NS-Flugscheibenentwicklungsprogramm, sowie den US-Gruppen „Blood & Sun“ und „Kama Rupa“, einem Nebenprojekt der NS-Blackmetal Band „Grafvolluth“. Unterstützt wurden sie vom rechtsorientierten Musikblog „Heathen Harvest“. Die Tour lief unter dem Motto „Operation Equinox“, wobei auffälligerweise der Leipziger Veranstalter unter „Equinoxe Organization“ firmiert.

Die Dänen von „Of The Wand And The Moon“ um Kim Larsen kennen sich in Leipzig bestens aus, gastierten sie dort doch erst am 15. Mai zum wiederholten Male beim Wave-Gotik-Treffen. 2011 begleitete Larsen die britischen Pioniere des völkischen Neofolks „Death In June“ um Douglas Pearce, von denen mehrere Tonträger indiziert wurden. Keine kritische Reflektion zu Vorhaltungen bezüglich rechter Nähe, ja eine nicht stattfindende Abgrenzung sowie mitunter eine zwielichtige Ästhetik auf der Bühne haben in den vergangenen Jahren immer wieder zu Protesten im Vorwege von Konzerten der Dänen und zu Absagen geführt, auch wenn sich Larsen und Co. zumindest textlich und musikalisch an die nordische Mythologie anlehnen und sich damit eher unangreifbar machen.

Kleine Szene mit Überschneidungen

In Leipzig vorgesehen ist auch die in Löbau ansässige Band „Stein“. Das Quintett trat in Bischofswerda bereits einmal mit „Of The Wand And The Moon“ auf. Die Sachsen sollen zuvor noch vom 10. bis 13. Juni den Support für den Briten Andrew King auf einer kurzen Europa-Tour bilden. Von King sind fremdenfeindliche Interviews bekannt. Er hat auch Michael Moynihan von der offen rechtsgerichteten und den Nationalsozialismus bewundernden US-Folkband „Blood Axis“ begleitet. Unter anderem traten „Blood Axis“ mit King 2011 in Leipzig auf. Für den aktuellen Termin in Leipzig sind auch „Traum’er Leben“ aus Hannover und „Jännerwein“ aus Österreich gebucht. Die Niedersachsen standen 2008 einmal mit „Fire & Ice“ aus England in Halle/Saale auf der Bühne. Bei den Briten wird insbesondere derem Frontmann Ian Read eine rechte Gesinnung attestiert.

Wie klein die Szene ist, zeigt auch, dass im vergangenen Jahr im Schlosspark Knauthain die US-Combo „Blood & Sun“ aus Minnesota auftrat. Deren Sänger Luke Tromiczak sieht sich ebenfalls Anschuldigungen ausgesetzt, Sympathien für die rechte Szene zu hegen. Im Vorjahr waren ebenfalls „Naevus“ aus London und „Darkwood“ aus Dresden dabei. Letztere sind auch jetzt schon für das zweitägige „Runes & Men“-Festival am 14. und 15. Oktober in Leipzig angekündigt, übrigens genau wie „Blood Axis“, „Die Weiße Rose“, „Naevus“, „Fire & Ice“ sowie weiteren Musikern, die von der seit 1996 aktiven „Equinoxe Organization“ eingeladen sind.

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