Nazi-Rock-Konzert in „Mittel-Europa“

Sonntag, 02. Februar 2014
Rüdiger Löster
Konzert-Plakat, Screenshot
Konzert-Plakat, Screenshot

Der NPD-Funktionär und Betreiber des Neonazi-Online-Senders „FSN-TV“ Patrick Schröder mobilisiert für den 19. April, dem Vorabend des 125. Geburtstages von Adolf Hitler, zu einem Konzert nach „Mittel-Europa“. Angekündigt werden mehrere einschlägig bekannte Bands aus der Naziszene.

Rückblick

Es ist nicht das erste von Schröder organisierte Konzert. Bereits am 12. Oktober 2013 fand ein konspirativ vorbereitetes und organisiertes Nazi-Konzert – angekündigt unter dem Titel „Live H8“ für „Zentral-Deutschland“ - in Scheinfeld statt. Ungefähr eintausend Nazis besuchten diese Veranstaltung, die der Diskothek „Nachtwelt“ stattfand.
Damit war Patrick Schröder die seit Jahren größte Rechtsrock-Veranstaltung in Bayern gelungen. Obwohl die Polizei und das Landratsamt damals im Vorfeld Kenntnis über den Hintergrund des Festivals hatte und deshalb Kontrollen „am Anfahrtsweg, rund um das Veranstaltungsgelände und während der Veranstaltung“ durchgeführt haben, wurde die Öffentlichkeit nicht informiert. Das „Nürnberger Bündnis Nazistopp“ sprach damals von einer „Nazi-Förderung erster Klasse“ und kritisierte, dass „die Sache ausgesessen und verschwiegen“ wurde. Auf dem Konzert selbst herrschte striktes Film- , Fotografier- und Handyverbot. Laut einer Pressemeldung der Polizei hätten keine Gründe für ein Verbot des Rechtsrock-Festivals gefunden werden können. Allerdings mussten die Veranstalter eine Liste der Lieder vorlegen, die von den auftretenden Bands gespielt werden sollten.

Alles ganz harmlos? Eine Analyse der Liedtexte

Birgit Mair und Robin Hofmann vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. in Nürnberg haben die anmeldeten Liedtexte analysiert. Während die Texte von Seiten der Behörden unbeanstandet blieben, offenbaren sie das erschreckende Weltbild der auftretenden Bands und deren Zuhörer.

So heißt es in einem für Scheinfeld angekündigten Lied: „Beate Zschäpe ist die schönste, die schönste hier im ganzen Land / jeder wollte sie verführen, doch dann kam der Häuserbrand“. In einem anderen Lied werden werden MigrantInnen zum Verlassen Deutschlands aufgefordert: „Packt eure Koffer, es ist Zeit zu gehen / wir wollen euch hier nicht mehr sehen / Habt nichts hier verloren, seid nicht hier geboren“. Und weiter geht es mit „Wir müssen handeln hier und jetzt / bevor sich unser Blut zersetzt“.

Die Band „White Resistance” singt: „ Wir Deutschen dürfen nie vergessen was Treue, Recht und Ehre hieß und welches Reich wir einst besessen, wenn man es auch in Stücke riss (...) Für Deutschlands Zukunft sollst du leben, dein Volk ist alles und du nichts“.

Die Verfasser der Studie kommen zu dem Schluss, dass es ein Ziel solcher neonazistischer Musikveranstaltungen ist, „Raum zum Zelebrieren des kollektiven neonazistischen Identitätsbewusstseins zu schaffen“. Dagegen ist dringend zivilgesellschaftlicher Widerstand gefordert.

Die umfangreiche Analyse der Texte gibt es auf der Internetseite Seite des [extern]Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V

Wiederholung am 19. April?

Für den Vorabend des 125. Geburtstages von Adolf Hitler, einem für die Nazis nicht unwichtigen Termin, kündigt Patrick Schröder nun das nächste Konzert an. Auch dieses wird ohne Veranstaltungsort beworben, lediglich eine eMail-Adresse ist als Kontakt für weitere Infos angegeben.

Angekündigt wird der Auftritt von insgesamt vier Nazi- Bands sowie einer „Überraschungsband“. Neben den Rechtsrock-Bands „Kraftschlag“ und „Tätervolk“ sollen auch die Gruppierungen „Legion of Thor“ und „Devils Project“ spielen.

Der „blick nach rechts“ schreibt dazu:

„Die 1989 in Itzehoe gegründet Band „Kraftschlag“ gilt als eine der einflussreichsten Rechtsrock-
Bands bundesweit, die Gruppierung um Frontmann Jens-Uwe Arpe war auch in das Netzwerk von „Blood&Honour“ eingebunden. Die meisten Alben sind indiziert, zwei Veröffentlichungen von „Kraftschlag“ von den Behörden sogar eingezogen worden. Sänger Arpe wurde im Zusammenhang mit der Band bereits mehrfach verurteilt, im Jahre 1999 erhielt er unter anderem wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Volksverhetzung und der Billigung Straftaten eine Gesamtfreiheitsstrafe von insgesamt zwei Jahren ohne Bewährung.“

Die Berliner Band „Legion of Thor“ war früher ein Teil des in Deutschland verbotenen Netzwerks von „Blood&Honour“, in ihren Songs rufen die Musiker unverhohlen zum Umsturz des „Systems“ auf. „Wir haben uns ein Ziel gesetzt, wir stürzen das System, die Zeiten werden sich ändern, ja so wird es geschehen (…) Feuer und Flamme für das System. Feuer und Flamme, es wird untergehen“.

Das bisher einzige Album der Band „Tätervolk“ wurde 2009 von den Behörden indiziert, es trug den eindeutigen Titel „In brauner Uniform“. In der Vergangenheit liefen gegen Mitglieder der Rechtsrock-Band bereits Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung. Texte wie „Der Rassenkrieg beginnt, seht ihr es denn nicht!“ oder „In brauner Uniform und in strenger deutscher Norm marschieren wir gegen diesen Staat“ werden von dieser Neonazi-Band auf die Bühne gebracht.

Kein Platz für Nazi-Propaganda - weder auf der Straße noch im Konzertsaal!!

Der genaue Veranstaltungsort ist derzeit noch nicht bekannt. Aufgrund des Erfolges der letzten derartigen Veranstaltung in Scheinfeld kann nicht ausgeschlossen werden, dass Patrick Schröder versuchen wird, auch dieses Konzert dort stattfinden zu lassen. Aber gleichgültig, wo es geplant ist: es ist zu hoffen, dass es dieses Mal nicht ohne zivilgesellschaftlichen Widerstand über die Bühne geht. Ob auf der Straße oder im Konzertsaal: es gibt keinen Platz für Nazi-Propaganda!

Weitere Infos unter:

[extern]Neonazi-Spektakel in Mittelfranken

[extern]Scheinfeld wehrt sich

[extern]Event zum 125. Hiter-Geburtstag?

[extern]Eine Analyse der Liedtexte vom Scheinfelder Konzert

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