Nazi-Ikone verstorben
Gudrun Burwitz, einst graue Eminenz der extrem rechten „Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“ und Tochter von Reichsführer-SS Heinrich Himmler, ist im Alter von 88 Jahren gestorben.
Die bis zuletzt in München lebende Burwitz arbeitete Anfang der 1960er Jahre zeitweilig beim Bundesnachrichtendienst (BND) in Pullach bei München, wie eine „Bild“-Story vom Freitag enthüllte. Vermutlich war Gudrun Margarete Elfriede Emma Anna Burwitz, so ihr vollständiger Name, von Ende 1961 bis zum Herbst 1963 beim BND als Sekretärin angestellt.
Noch bis vor wenigen Jahren nahm die im Mai verstorbene Nazi-Ikone Burwitz an rechtsextremen Aufmärschen teil. Besonders gern gesehen war sie beim seit 1958 stattfindenden „Ulrichsbergtreffen“ in der Nähe der österreichischen Stadt Klagenfurt. Das damals alljährlich größte Treffen früherer SS-Kameraden und Kriegsveteranen zog auch immer wieder Neonazis und Burschenschafter an. Zugegen aus der Bundesrepublik waren regelmäßig Delegationen der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS“ (HIAG), der „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger“ (OdR) und des „Kameradenwerks Korps Steiner“. Zum geselligen Zusammensein unter ihresgleichen weilte Burwitz am Abend der „Ulrichsbergtreffen“ in der Krumpendorfer Gaststätte „Rosenheim“ am Wörthersee.
Mit der „schwarzen Witwe“ befreundet“
Mehrfach war Burwitz auch beim Aufmarsch der „Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland“, der so genannten „Annaberg-Gedenkfeier“ mit christlicher Feldmesse in Schliersee (Großraum München), dabei. Bei der Veranstaltung wird an die Wiederkehr der Erstürmung des Annaberges im Jahre 1921 im einstigen Oberschlesien durch das rechtsterroristische „Freikorps Oberland“, den Kampfbund der legendären „Thule-Gesellschaft“, erinnert. Der Annaberg ist für die katholischen Polen von hoher symbolischer Bedeutung.
Burwitz galt als Unterstützerin der 1994 vom Bundesinnenministerium wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus verbotenen „Wiking Jugend“ (WJ). Mit der 2007 verstorbenen, die „schwarze Witwe“ genannten, Florentine Rost van Tonningen war Burwitz Jahrzehnte lang eng befreundet. Deren Mann, Meinoud Marinus, Sturmbannführer der Waffen-SS, ein Nazi-Kollaborateur, stand während der deutschen Besetzung der Niederlande als Präsident der Nationalbank vor. In der niederländischen Villa von Tonningen fanden über Jahre hinweg Versammlungen der neonazistischen Kühnen-treuen „Gesinnungsgemeinschaft der ‚Neuen Front‘“ (GdNF), statt.
Für einen langen Zeitraum war Burwitz die Grande Dame für die 1947 gegründete „Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“, eine Gefangenenhilfsorganisation für Nazis und NS-Kriegsverbrecher, die zuletzt rund 40 Altnazis und ehemalige Angehörige der Waffen-SS in ihren Reihen hatte.
Das Vermächtnis von Anton Malloth
Einer der letzten NS-Verbrecher, den Burwitz betreute, war der 2002 verstorbene Anton Malloth. Malloth war als Wachmann in der „kleinen Festung“ Theresienstadt bei Prag von 1940 bis 1945 an der Misshandlung und Ermordung von Gefangenen beteiligt. 1948 wurde er in der Tschechoslowakei wegen Mordes und Beihilfe zum Mord in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Doch er entkam dem Henker und lebte zeitweilig in dem Altenheim „Haus am Wiesenweg“ in Pullach bei München. In einem Schreiben, das bnr.de vorliegt, von Angehörigen Malloths an die Verwaltung des Altenheims vom 10. August 1991 heißt es: „Als alleinige Erben des Herrn Anton Malloth verfügen wir, dass bei seinem Todesfall seine persönlichen Dinge Frau Gudrun Burwitz zur Verfügung gestellt werden.“
Verheiratet war Gudrun Burwitz mit Wulf-Dieter Burwitz, ehemals NPD-Funktionär und einer der Leiter des NPD-eigenen „Historisch-kulturellen Arbeitskreises“ in den 70er Jahren. Er trat allerdings in den letzten Jahren nicht mehr öffentlich in rechtsextremen Zusammenhängen in Erscheinung.