Nationale Streiter

Alfred Mechtersheimer ist emsig bemüht, seine diversen Vereine von den Aktivitäten Horst Mahlers abzugrenzen.

Donnerstag, 20. Mai 1999
Sönke Braasch

Die rechte „Deutschland-Bewegung“ und das nationalneutralistische „Friedenskomitee 2000“ von Oberstleutnant a.D. Alfred Mechtersheimer (59) entfalteten im Zuge des Kosovokrieges neue Aktivitäten So verteilten in den letzten Wochen Anhänger des „Friedenskomitees“ am Rande von Antikriegsdemonstrationen Flugblätter mit der Überschrift „Stoppt den Nato-Krieg in Serbien“. Mit der typischen Sicht der extremen Rechten wird dabei nicht hinter dem Berg gehalten. „Und vergessen wir nicht: Die Hauptursache für die mörderischen Konflikte auf dem Balkan liegt in der multi-ethnischen Zusammensetzung der dortigen Staaten.“

Wenig begeistert zeigen sich Deutschland-Bewegung und der Verein Unser Land -Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland e.V., Starnberg, von Horst Mahler (63) und dessen Aktivitäten. In der aktuellen Ausgabe von „Frieden 2000. Nachrichten für die Deutschland-Bewegung“ wird die „Kanonische Erklärung zur Bewegung von 1968“ der einstigen SDS-Aktivisten Horst Mahler, Günter Maschke und Reinhold Oberlercher kritisiert. In dem Beitrag „Geburt einer kanonischen Legende“ erfolgt die Distanzierung von der ungeliebten neu-en Konkurrenz. Den eigenen politischen Standort beschreibt der Autor Edmund Sawallisch dabei in Abgrenzung zu den „linken Renegaten“ als „Nationale Mitte“. Diese müsse aufpassen, „daß ihr von den neuen ‘rechten Linken’ nicht ihre politischen Themen, wie Freiheit, nationale Selbstbestimmung, Zerstörung von Familie und Volk, globaler Gigantismus und vieles mehr entwendet werden.“ „Der Versuch, das gescheiterte linke Projekt mit einem nationalen Anspruch zu retten, muß entschieden zurückgewiesen werden.“

Im Umfeld von Mechtersheimer wird auch Wert auf die Feststellung gelegt, daß die Namensähnlichkeit keinswegs eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit Mahlers Initiative „Unser Land“ - jetzt „Für unser Land“ - bedeute. Tatsächlich nahm der Berliner Regionalbeauftragte der Deutschland-Bewegung Gert Schneider noch im Februar bei der Demonstration von Mahlers „völkischem Embryo“ in Berlin teil. Die Deutschen Konservativen um Joachim Siegerist luden sowohl Mechtersheimer wie auch Mahler als Referenten zu ihrem Sonderkongreß in der Nähe von Kassel im April ein. In der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ wurden die beiden prominenten Kongreßteilnehmer flugs zur Überschrift („Kongreß mit Mahler und Mechtersheimer“) der Veranstaltungsankündigung. Bei der Kasseler „Montagsdemonstration“ am 12. April leiste-te dann allerdings der verurteilte Rechtsterrorist Manfred Roeder (70) dem ehemaligen RAF-Kader Mahler Gesellschaft (vgl. BNR 8/99).

So wie Mechtersheimer sich mit seinen Vereinigungen von Mahlers Truppe distanziert („um schweren Schaden abzuwenden, war die Distanzierung unvermeidlich“), stößt er im neonazistischen Lager auf Mißtrauen und Ablehnung. Während Mahler seit geraumer Zeit wiederholt vor Neonazis auftritt, in Pforzheim am 17. April sowie in Heilbronn am 24. April auf dem NPD-Parteitag von Baden-Württemberg, erfährt Mechtersheimer in diesen Kreisen ein negatives Echo. So polemisier-te das „Nationale Infotelefon Bayern“ gegen eine Veranstaltung in München. Es habe eine „dubiose Deutschland-Bewegung mit dem selbsternannten Friedensapostel Doktor Mechtersheimer“ versucht, eine „Mahnwache vor dem amerikanischen Generalkonsulat durchzuführen. Diese Aktion wurde großmäulig mit einer pompösen Pressemitteilung angekündigt.“ Doch der „schwarz-rot-goldene Gänsekiel“, so informierte das NIT, vermochte lediglich „sechs deutschlandbewegte Friedenskämpfer“ zusammenzukarren.

Die personelle Stärke der Deutschland-Bewegung hält sich in Grenzen. Beim knappen Personal handelt es sich zumeist um Ehemalige und Wanderer. Viele vormalige Funktionäre diverser rechtsextremer Organisationen finden sich wieder. Dabei gel-ten die Republikaner als „Wunschpartner für unser Konzentrationskonzept“, so Mechtersheimer im vergangenen Jahr in einem Schreiben an die REP. Der Regionalsprecher Kurpfalz der Deutschland-Bewegung, Trenk-Götz Unger, wurde 1996 stell-vertretender Landesvorsitzender des Bundes Frei-er Bürger in Baden-Württemberg. Im Rahmen der „Mannheimer Gespräche“ lud Unger Ende April zu einer Veranstaltung mit Götz Kubitschek, ehemals Redakteur der „Jungen Freiheit“, zu dem Thema „Die Wehrmachtsausstellung als Teil einer initiier-ten ‘political correctness’-Kampagne in Deutsch-land“. Hier sind sich Rechtsextremisten dann weit-
gehend einig.

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