"Stört den Schwaan"-Festival
Musikfestival nach rechten Drohungen abgesagt
In Schwaan bei Rostock sollte am kommenden Wochenende ein Musikfestival stattfinden, organisiert von der Partei Die Linke. Nach rechtsextremen Drohungen musste die Veranstaltung jedoch abgesagt werden. Die Opferberatung warnt vor rechten Dominanzräumen.
„Kultur ist für alle da! Finden wir auch und laden daher herzlich zum ersten LINKEN Festival `Stört den Schwaan´ ein“, heißt es derzeit noch auf der Internetseite des ursprünglich für das Wochenende vom 15. bis 17. September geplanten Festivals im südlich von Rostock gelegenen Ort Schwaan.
Kulturlosigkeit sei „ein Nährboden für braune Brauseköppe“, schreiben die Organisatoren weiter und wollten diesem Umstand mit der Veranstaltung begegnen sowie „feiern, feixen und fabulieren“. Doch genau diese „braunen Brauseköppe“ haben nun offenbar dafür gesorgt, dass das Festival nicht stattfinden kann. Ursprünglich war für das Wochenende mit Besucherzahlen im mittleren dreistelligen Bereich gerechnet worden.
Sorge um Sicherheit der Beteiligten
Am Mittwochnachmittag informierte die Linke schließlich über die Absage: Man sei „ins Sichtfeld von Rechtsextremisten“ geraten, heißt es in der Pressemitteilung. „Aufgrund dieser Situation und der Unmöglichkeit langfristig für alle Beteiligten die Sicherheit zu gewährleisten, mussten wir das Festival leider absagen.“
„Das ist uns allen eine Mahnung, Antifaschismus weiterhin in den Vordergrund zu stellen! Unser Ziel ist eine Welt, in der es möglich ist, so ein Festival ohne Gefahren zu veranstalten”, ergänzen die Landesvorsitzenden Vanessa Müller und Peter Ritter.
Rechte Dominanzräume
Es seien gleich mehrere rechte Drohungen gegen Beteiligte des „Stört den Schwaan“ eingegangen, heißt es aus dem Orga-Team. „Macht euch warm, ich komme nämlich auch vorbei“, schreibt etwa ein umtriebiger Neonazi aus der Region auf Instagram. Zudem hätten sich Drohungen nicht nur auf den Zeitraum des Wochenendes bezogen, sondern auch auf die Zeit danach.
Die u.a. in Rostock ansässige Opferberatung LOBBI warnt vor rechten Umtrieben, auf X, ehemals Twitter, heißt es zur Absage der Veranstaltung: „Das Selbstbewusstsein von Neonazis & Rassist:innen scheint immer weiter zu wachsen. Gesellschaft und Politik dürfen nicht weiter zusehen, wenn Menschen rechten Dominanzräumen ausgeliefert sind. Es braucht eine ernsthafte und wirksame Antwort auf diese Drohkulisse.“
Solidaritätskonzert
In den nahegelegenen Städten Güstrow und Bützow war bis vor einigen Jahren die rechtsextreme Szene äußerst aktiv, führte beispielsweise regelmäßig Aufmärsche durch. Seitdem ist es ruhiger geworden. Doch kürzlich haben die Neonazi-Parteien Der dritte Weg und die Neue Stärke Gliederungen in Mecklenburg-Vorpommern gegründet und treten auch in der Region um Schwaan wieder vermehrt in Erscheinung.
Erst letztes Wochenende gab es in Grevesmühlen linke Gegenproteste als Antwort auf eine Demonstration, die sich erneut gegen das derzeit in Bau befindliche Containerdorf in der Gemeinde Upahl richtete. Provoziert wurden die größtenteils jüngeren Demonstranten dabei von angereisten Neonazis, unter ihnen auch Christoph Thews, Bundesvorsitzender der Kleinstpartei „Neue Stärke“.
Dennoch: Ganz aufgeben wollen die Organisatoren des „Stört den Schwaan“ nicht: So werden am Freitag einige der ursprünglich geplanten Bands in Rostock auftreten, die Einnahmen sollen einem Hilfsfond für betroffene rechter Gewalt, der von der Opferberatung LOBBI verwaltet wird, zukommen.