Musikalische Hetze in Mittelthüringen
Mit der dritten Auflage der Rechtsrock-Reihe „Rock gegen Überfremdung" steht Thüringen Ende August ein weiteres rechtsextremes Konzert unter freiem Himmel bevor. Dieses Mal soll es in der Mitte des Freistaats stattfinden.
Erst Anfang Juni waren etwa 2200 Neonazis aus ganz Deutschland und Europa nach Südthüringen gekommen, um auf einer Wiese am Rand der 2800-Einwohner-Stadt Themar ein zweitägiges Rechtsrock-Festival zu verfolgen. (bnr.de berichtete) Nun haben Neonazis aus dem Umfeld der Bruderschaft „Turonen“ für Ende August ein weiteres braunes Musik-Spektakel angemeldet. Stattfinden soll es im 500-Seelen-Dorf Mattstedt im Nordosten des Landkreises Weimarer Land. Der Ort liegt in der Mitte des Freistaates und ist verkehrsgünstig gelegen. Nach ersten Gesprächen zwischen dem Innenministerium und dem Landkreis kündigte Thüringens Innenminister Georg Maier an, das Rechtsrock-Open Air in einer Sitzung des Kabinetts der Landesregierung anzusprechen, um dort über einen Umgang damit zu beraten.
Sieben Rechtsrock-Bands und Redner
Die Veranstaltung ist die dritte Auflage des Neonazi-Events „Rock gegen Überfremdung“, das 2016 das erste Mal als politische Kundgebung mit etwa 600 Teilnehmern auf dem Gelände des „Hotels Fachwerkhof“ in Kirchheim stattfand. Mit acht Bands, zahlreichen Rednern und mehr als 6000 Besuchern mauserte sich der zweite Teil 2017 am Ortsrand von Themar zum bislang größten Neonazi-Konzert seiner Art in Deutschland. Mehrfach wurde bei der Veranstaltung der Hitlergruß gezeigt.
Unter dem Titel „Rock gegen Überfremdung, Grenzschutz Jetzt!!!!“ sind für den 25. August dieses Jahres bislang sieben Rechtsrock-Bands und ebenso viele Redner angekündigt, die Eintrittskarte kostet 35 Euro. Beworben wird das Event in „Mitteldeutschland“ mit Platz für bis zu 20.000 Personen. In einer Mitteilung heißt es: „Leider können wir euch den genauen Ort der Veranstaltung noch nicht nennen, sie wird aber in einem Radius von 50 Kilometer um Erfurt stattfinden. (…) Die Versammlung wird auf jeden Fall stattfinden egal welche Steine uns noch in den Weg gelegt werden. Auch von allen Rednern und Bands haben wir definitive Zusagen.“
„Eichsfeldtag“ in Leinefelde eine Woche später
Neben der fast schon obligatorischen Formation „Die Lunikoff Verschwörung“ mit Michael Regener, dem ehemaligen Sänger der als kriminelle Vereinigung verbotenen Band „Landser“, soll auch die Combo „Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten“ in Mattstedt auftreten. Deren Sänger Daniel „Gigi“ Giese stand bereits im vergangenen Jahr mit der Band „Stahlgewitter“ auf der Bühne in Themar. Dort spielte im Oktober 2017 auch die australische Formation „Fortress“, die ebenfalls für den 25. August angekündigt wird und dem „Blood&Honour“-Netzwerk nahe stehen soll. Bei der beworbenen Gruppe „Warlord“ handelt es sich um die Formation um Steve „Stigger“ Calladine, einem ehemaligen Mitglied der britischen „Skrewdriver“ und einer Kultfigur im Rechtsrock. Auch die Band „Notwehr“ um Sebastian S. hat ihre Wurzeln bereits in den 1990er Jahren. Nach dem Projekt „Farben des Krieges“ stehen die Bandmitglieder in Mattstedt wieder als „Notwehr“ auf der Bühne.
Die Liste der angekündigten Redner setzt weiter auf ein spektrenübergreifendes Vorgehen: neben dem NPD-Bundesorganisationsleiter Sebastian Schmidtke sollen unter anderem Michael Brück von der Partei „Die Rechte“ und der Bundesvorsitzende der „Jungen Nationalisten“, Christian Häger, sprechen.
Für denselben Tag liegen außerdem Anmeldungen für vier Kundgebungen im südthüringischen Themar vor. Anmelder ist der Neonazi Tommy Frenck, der erst jüngst vom Landgericht Meiningen wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Eine Woche später steht dann in Leinefelde das Rechtsrock-Open Air „Eichsfeldtag“ bevor, das seit 2011 jährlich stattfindet.