Mittelfranken: Angriffe auf Nazi-Gegner nehmen zu

Mittwoch, 30. November 2011
Rüdiger Löster

Am Montag fand in Weißenburg eine Mahnwache gegen Rechts vor dem Jugendzentrum statt, an der sich über 250 Menschen beteiligten. Im Anschluss daran kam es zu einem Angriff von Nazis auf das Jugendzentrum, u. a. wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Nie wieder Faschismus“ heruntergerissen und angezündet. Bereits einige Tage vorher wurde ein Brandanschlag in Fürth auf das Auto eines Antifaschisten verübt.
Die Mahnwache war die Antwort auf Nazischmierereien: Bereits letzte Woche wurden in Treuchtlingen und Weißenburg Naziparolen angebracht, so u. a. am Weißenburger Jugendzentrum: „Wir kriegen euch alle“.

Ziemlich massiv waren die Schmierereien, die sehr wahrscheinlich den „Freien Nationalisten Weißenburg“ zugerechnet werden können. So wurden der Weißenburg Bahnhof, der Treuchtlinger Bahnhof und die Treuchtlinger Senefelder Schule mit Nazi-Parolen beschmiert. Das Haus einer Sinti-Familie wurde mit Hakenkreuzen und „Scheiß Zigeuner“ beschmiert. Ein Hakenkreuz wurde auf den Schulweg am Seeweiher gemalt. Am Ellinger Bahnhof war am Sonntag „Frei Sozial National“ zu lesen. Außerdem wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch das Jugendzentrum in Weißenburg mit dem Spruch „Wir kriegen euch alle!“ beschmiert – eine klare Drohung.

Und die Nazis versuchen, ihre Drohungen umzusetzen: Bereits während der Mahnwache der Nazigegner am Montag Abend näherten sich etwa zwei Dutzend Nazis, als die Nazigegner zu einer spontanen Demonstration in die Stadt aufbrachen, starteten die Rechtsextremisten ihren Angriff auf das Jugendzentrum.

Auf ihrer Internetseite bekennen sich die Nazis der „Freien Nationalisten Weißenburg“ in unglaublich zynischer Art und Weise zu diesem Angriff:

„Als der Demonstrationszug (Anm.: der Demonstrationszug der Nazis) die Kreuzung vor dem Jugendzentrum erreichte, kamen (…) Rauchbomben, Böller und Bengalos zum Einsatz. (…) Beim Passieren des Jugendzentrums kam es unglücklicherweise zu einem kleineren Unfall, als ein Kamerad ins Straucheln kam und seinen Sturz durch das Festhalten an einem Transparent abfangen wollte, wodurch dieses abriss. Zwei zur Hilfe eilende Kameraden konnten ein Stürzen verhindern, kamen dabei mit ihren bengalischen Lichtern allerdings derart nahe an das Transparent, dass dieses scheinbar mehrere Brandlöcher davontrug.“

Ganz und gar unverständlich ist es in diesem Zusammenhang, dass die Polizei lt. Nürnberger Nachrichten vom 30.11. meint, dass man noch keinen Beweis habe, dass es sich bei den Tätern um Rechtsradikale handele. Auch im Fall des Brandanschlags auf das Auto eines Fürther Antifaschisten wollen sich die Ermittler nicht auf „einen rechtsradikalen Hintergrund“ festlegen.

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