Militanter Antisemit bleibt in Haft
Der Haftbefehl gegen den notorischen Holocaust-Leugner Alfred Schaefer wird aufrechterhalten. Das verkündete das Landgericht München II vergangene Woche während der Hauptverhandlung.
„Liebe Monika, der Teufel liebt den Verrat und hasst den Verräter. Lorenz und Wolfgang haben dich verraten. Jeder weiß das jetzt. Die ganze Welt wacht auf. Dein Albi.“ Die englische Entsprechung dieser Zeilen schrieb der Angeklagte Alfred Schaefer Anfang Juli auf eine Postkarte, die er an seine in der JVA Stadelheim inhaftierte Schwester und Mitangeklagte schickte. An die beiden angesprochenen, die Schaefer später im Gericht als „Denunzianten“ bezeichnen wird, richtete der Antisemit zwei weitere Karten: „Der Jude hasst den Verrat aber liebt den Verräter. Ferner bitten wir darum, unsere Anonymität zu wahren.“
Als diese Zeilen am 7. Juli bekannt werden, wird Schaefer umgehend verhaftet. Letztere seien „ausschließlich als Drohung aufzufassen“, so der Vorsitzende Richter der 3. Strafkammer am Landgericht München II, vor dem sich die Schaefer-Geschwister seit dem 2. Juli wegen vielfacher Volksverhetzung verantworten müssen. Die Verhaftung soll den 63-jährigen Rechtsextremisten daran hindern, weiter auf die möglicherweise als Zeugen in Betracht kommenden Adressaten einzuwirken. Sie sollen Anzeigen gestellt haben, die das Verfahren gegen die Schaefer-Geschwister ins Rollen brachten. Vergangene Woche ließ Richter Hofmann dem Szene-Anwalt Frank M. abblitzen, der beantragte, seinen Mandanten aus der Untersuchungshaft zu entlassen. „Verdunkelungsgefahr“, bestehe noch immer, der Haftbefehl sei unbedingt aufrecht zu erhalten, so der Richter. Denn der Angeklagte habe „in der Hauptverhandlung verdeutlicht, dass ihm Drohungen gegen Andersdenkende immanent sind.“
Holocaust als gigantische „Gehirnwäsche“
In dem seit Anfang Juli laufenden Prozess nahm das Gericht bislang rund ein halbes Dutzend von Alfred Schaefer produzierte und ins Internet gestellte Videos öffentlich in Augenschein. Die zum Teil über eine Stunde langen Filme legen die perfide antisemitische Weltsicht der Schaefers offen, die nicht trotz sondern wegen Auschwitz wieder im Vernichtungswahn gipfelt.
Mondlandung, Kennedy, 9/11, der Kalte Krieg – selbst die Existenz kommunistischer und kapitalistischer Staaten überhaupt. Das gesamte Weltgeschehen stellt Alfred Schaefer als Ergebnis eines Komplotts „des Juden an sich“ oder „der Juden“ dar, die er häufig als „Parasiten“ bezeichnet. Im Mittelpunkt von Schaefers Verschwörungsglauben steht der Holocaust, den er als gigantische „Gehirnwäsche“ verstanden wissen will, die dazu diene, die westliche Welt gefügig zu machen. Am Ende der vermeintlichen allumfassenden Verschwörung stehe als Endziel die „Vernichtung der weißen Rasse“, phantasiert Schaefer.
Auf infame Weise macht der inbrünstige Holocaust-Leugner in seinen Videos die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregime zu Tätern und fordert seine Zuschauer dazu auf, sich für die „richtige Seite“ zu entscheiden und „Widerstand“ zu leisten. Wer das nicht tut, wird als „Verräter“ bezeichnet. Sie müssten „die Konsequenzen tragen“, heißt es wiederholt.
Zum Hass gegen Menschen jüdischen Glaubens angestachelt
Zu alledem stellt sich Schaefer auch vor Gericht immer wieder ganz offen und wiederholt ausdrücklich zu seinen Aussagen, nur zu den Folgen seiner Hetze will sich Alfred Schaefer nicht öffentlich bekennen. Allein als Richter Hofmann wissen will, wie er sich diese „Konsequenzen“ vorzustellen habe, werden Schaefers Antworten schwammig und ausweichend: Er möge sich gar nicht vorstellen, was dann mit „diesen Leuten“ passiere. „Ob mir das schmeckt oder nicht, ich sage nur wie es ist.“
Die Staatsanwaltschaft wirft Alfred Schaefer vor, vielfach die Shoa geleugnet und die Bevölkerung zum Hass gegen Menschen jüdischen Glaubens angestachelt und verbotene Kennzeichen nationalsozialistischer Organisationen gezeigt zu haben. Teile der Anklage betreffen auch Monika Schaefer, die in manchen Videos selbst aufgetreten ist, um den Holocaust zu verleugnen. Noch bis Mitte August will sich das Gericht in München noch mit den Videoclips befassen, die laut Anklage teilweise mehrere zehntausendmal geklickt wurden. Bis zum 17. August ist mit einem Urteil zu rechnen.
Albern kaschierter Hitlergruß
Schaefer indes gibt sich unbelehrbar und unbeeindruckt von drohenden Ermittlungsverfahren, Strafe und Knast. Immer wieder bekennt er sich öffentlich zum Nationalsozialismus. Jüngst erhob der Angeklagte während des Prozessauftaktes am 2. Juli im Gerichtssaal seinen rechten Arm zum Hitlergruß, um seine Schwester und Mitangeklagte zu begrüßen. Dazu sagte er: „Sieh mal, Monika, ich habe den Leuten in Nürnberg gezeigt, wie hoch unser Hund springen kann. So hoch, so hoch…“
Ebenso albern kaschierte Schaefer einen Hitlergruß am Samstag zuvor in Nürnberg. Der 63-jährige sagte währenddessen als Redner auf einer öffentlichen Kundgebung vor mehr als 200 Rechtsradikalen: „Wisst ihr, wie hoch dieser Köter springen kann?“ (bnr.de berichtete) Die applaudierenden Demonstranten waren angereist, um Solidarität zu zeigen unter anderem mit inhaftierten Shoa-Leugnern wie Ursula Haverbeck-Wetzel, Gerhard Ittner, Horst Mahler – und eben Monika Schaefer.
Sylvia Stolz als Zuschauerin beim Prozess
Monika Schaefer verbringt bereits seit Jahresbeginn ihre Zeit in Untersuchungshaft. Die 59-jährige lebt in Kanada und wurde bei einem Besuch in Deutschland verhaftet. (bnr.de berichtete) Ihre Festnahme erfolgte im Münchner Strafjustizzentrum, wo sie als Zuschauerin einer Gerichtsverhandlung gegen ihre Gesinnungsgenossin Sylvia Stolz beiwohnte, bei der die notorische Holocaust-Leugnerin wegen Volksverhetzung zu einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt wurde. (bnr.de berichtete) Offenbar hat Stolz die Haft aber nicht angetreten. Die ehemalige Rechtsanwältin aus dem oberbayerischen Ebersberg dürfte demnach ihre damalige Ankündigung umgesetzt haben, gegen das Urteil in Revision zu gehen. Derzeit nimmt sie als Zuschauerin am Prozess gegen die Schaefer-Geschwister teil.
Bereits im Mai musste sich Alfred Schaefer wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht Dresden verantworten. Eingehandelt hatte sich Schaefer diese Anklage wegen seiner Rede bei einer vom Nürnberger Neonazi Gerhard Ittner im Februar 2017 in Dresden angeführten Demonstration. In einem seiner Videos zeigt Schaefer vor einer Hakenkreuzflagge den Hitlergruß samt der zugehörigen sprachlichen Grußformel.