Meinungsfreiheit nur für uns! „Frei.Wild“ geht juristisch gegen Satire-Band „Nordwand“ vor

Bekanntlich legt die umstrittene Band „Frei.Wild“ großen Wert auf die Meinungsfreiheit. Die eigenen Ansichten wollen sich die vier Mitglieder nicht von „Gutmenschen“ verbieten lassen. Doch bei „Frei.Wild“ hat die Meinungsfreiheit ihre Grenzen – spätestens, wenn eigene Geschäfte betroffen sein sollen. Der Satire-Combo „Nordwand“ möchten die Südtiroler die Verwendung einer Parodie eines aktuellen „Frei.Wild“-Tourflyers anwaltlich untersagen.

Freitag, 23. August 2013
Marc Brandstetter
Meinungsfreiheit nur für uns! „Frei.Wild“ geht juristisch gegen Satire-Band „Nordwand“ vor
„Nordwand“ aus Ostberlin spielen Punkrock mit einer antifaschistischen Grundeinstellung. Um diese zum Ausdruck zu bringen, parodieren „Schorsch Klunkikoff“, „Smirnoff“, „Ciroc“, „Absolut Wodka“ und „Becherovka“ Rechtsrock-Bands. Denn die Neonazi-Subkultur bediene sich, erklärt die Kapelle, seit Ewigkeiten der Elemente des Punkrock, ohne dass bislang „zurückgeklaut“ wurde. „Wir hoffen, auf humorvolle Art und Weise die rechte Szene verärgern zu können“, sagten die fünf Jungs zu ENDSTATION RECHTS..

Derzeit nehmen die Ostberliner den aktuellen „Frei.Wild“-Tourflyer aufs Korn. Grund hierfür sei die Absage eines Konzertes der umstrittenen Band, der Kritiker nationalistische und völkische Texte vorwerfen, im Spreepark. Doch die Satiregruppe hatte die Rechnung ohne die Anwälte der Chartstürmer gemacht, deren letztes Album „Feinde deiner Feinde“ selbst als Zweitveröffentlichung die Spitze der deutschen Verkaufscharts erklimmen konnte.

In einem Anwaltsschreiben, das im Auftrag der „Frei.Wild GdR“ versandt wurde, wird „Nordwand“ nun eine Klage wegen vermeintlicher Verletzung des Urheberrechts und Beleidigung zum Nachteil von „Frei.Wild“ angedroht. Darüber hinaus werden die Punkrocker aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. Der Inhalt: Der Flyer dürfe nicht länger verbreitet werden. Ferner sollten sich die Satiriker verpflichten, für etwaige noch entstehende Nachteile für „Frei.Wild“ aufzukommen und ein Anwaltshonorar von rund 2.000 Euro zu begleichen.

Einschüchtern lassen wollen sich „Nordwand“, die mittlerweile zwei CDs veröffentlicht haben, aber nicht: „Der Aufforderung wollen wir natürlich nicht nachkommen, da unser Rechtsverständnis dem nicht entspräche. Wir sehen unsere Parodie des Flyers durch das im Grundgesetz verankerte Recht auf freie Meinungsäußerung legitimiert.“

„Bei `Frei.Wild´ handelt es sich unserer Meinung nach um eine politisch äußerst fragwürdige Band, die völkisch-nationalistische Texte propagiert und die sich leider viel zu sehr auf dem deutschen Musikmarkt etablieren konnte“, so die engagierten Antifaschisten weiter. „Für uns sind `Frei.Wild´ eine rechte Band, und damit basta! Und rechte Bands, egal wie viele Anwälte sie haben, werden von uns parodiert!“.

Eine Kampfansage also. Trotzdem lassen es sich „Nordwand“ nicht nehmen, „Frei.Wild“ und ihren Fans einen gutgemeinten Denkanstoß mit auf den Weg zu geben: „Wer einerseits auf sein Recht auf Meinungsfreiheit pocht, andererseits aber keine Kritik verträgt, sollte sein Demokratieverständnis noch mal hinterfragen!“
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