Machtverschiebung in der NPD?
Berlin – Hinter den Kulissen wird über eine neue personelle und strategische Ausrichtung der NPD gerangelt – drei der wichtigsten Exponenten dieser Diskussionen traten am Samstag beim Sommerfest der Berliner NPD gemeinsam auf.
Neben Parteichef Udo Pastörs sprachen auch der Europaabgeordnete und Ex-Vorsitzende Udo Voigt sowie NPD-Vize Karl Richter bei der Veranstaltung. Pastörs hatte im Frühjahr angekündigt, man werde in der Partei spätestens bis zum Herbst zu „einer komplett neuen Struktur kommen, vorstandsmäßig, vorsitzendenmäßig“. (bnr.de berichtete) Ob sich seine Vorstellungen dabei mit denen von Voigt decken, ist unwahrscheinlich. Der ehemalige Parteichef beklagte sich erst kürzlich, er sei durch „innerparteiliche Gegebenheiten“ im Europawahlkampf gebremst worden. (bnr.de berichtete)
Richter schließlich, der inzwischen als Voigts Referent arbeitet, war im vorigen Jahr bei der Mehrheit des Bundesvorstands in Ungnade gefallen. Nach den – nicht überprüfbaren – Angaben des Berliner NPD-Landesvorsitzenden Sebastian Schmidtke sollen „mehr als 250 Freunde, Mitglieder, Unterstützer und Interessenten“ an dem Sommerfest unter dem Motto „Sommersonne, Kinderlachen – Deutschland eine Zukunft schaffen“ teilgenommen haben.
„Treue um Treue. 1914–18: Im Felde unbesiegt“
Am vorigen Freitag hatte die Berliner NPD eine Kundgebung am Brandenburger Tor organisiert. Übertönt wurden die Redner – darunter Voigt – durch mehr als 200 Gegendemonstranten. „100. Jahrestag deutsche Mobilmachung zum 1. Weltkrieg – Nie wieder europäische Bruderkriege“ war das Motto der von Schmidtke angemeldeten Veranstaltung. Mit Flaggen in den Reichsfarben schwarz-weiß-rot und Parteifahnen sowie mit Transparenten – auf einem war zu lesen: „Treue um Treue. 1914–18: Im Felde unbesiegt“ – zogen rund 30 NPD-Mitglieder und -Anhänger am Pariser Platz in Berlin auf. Im Aufruf der Partei hatte es geschichtsklitternd geheißen, „die reichsdeutsche Regierung“ habe „durch vielfältige Initiativen den Ausbruch eines allgemeinen europäischen Krieges in letzter Minute doch noch zu verhindern“ versucht.
Monarchistische Anwandlungen andeutend, schrieben die Autoren weiter, „S.M. dem Kaiser“ sei letztlich keine andere Wahl mehr geblieben, als die Generalmobilmachung zu befehlen. Auch einen aktuellen Bezug hatte die NPD in ihrem Aufruf untergebracht: „Diese Kundgebung soll zugleich eine Mahnung an jene dunklen Kräfte sein, die im Osten der Ukraine einen weiteren Brandherd in Europa gelegt haben und die Russland systematisch an die Wand zu drängen versuchen.“ (ts)