„Lunikoff“ wieder in Kloster Veßra

Die braunen Konzert- und Eventangebote in Südthüringen reißen nicht ab. Am Dienstag wird „Lunikoff“ für einen Balladenabend angekündigt. Für Samstag  steht ein Rechtsrock-Konzert an, weitere Veranstaltungen am 30. September und am 28. Oktober werden bereits beworben.

Dienstag, 12. September 2017
Horst Freires

Einmal mehr wird alles als politische Kundgebung deklariert, was inzwischen zu einem rechtlichen Freifahrtschein der Macher gegenüber den Ordnungsbehörden geworden ist. Statt den Aktivitäten einen Riegel vorzuschieben, müssen entsprechende Veranstaltungen sogar noch polizeilich geschützt werden. Unter einem politischen Deckmantel werden offenkundig rein kommerzielle Interessen verfolgt, etwa wenn es einen akribisch organisierten Kartenvorverkauf gibt. Daher werden Forderungen an die thüringische Landesregierung immer lauter, ein für solche speziellen Events missbrauchtes Versammlungsgesetz abzuändern.     

Das braune Veranstalter-Duo Tommy Frenck aus Thüringen und Patrick Schröder aus Bayern hat sich jedenfalls darauf spezialisiert, die so genannte erlebnisorientierte rechte Szene regelmäßig mit Angeboten zu versorgen. Am attraktivsten ist dabei die Sparte Musik und hierbei insbesondere alles, was sich um Rechtsrock dreht. Das Tagesfestival am 15. Juli unter dem Namen „Rock gegen Überfremdung“ hat 6000 Besucher angelockt. Dieser auch finanzielle Erfolg der beiden umtriebigen rechten Online-Händler scheint beiden Rückenwind gegeben zu haben, weiterhin kontinuierlich die Region mit entsprechenden Terminen zu bestücken.

„Lunikoff“-Motto lautet „Merkel muss weg“

Der 30-jährige Kneipier Frenck, dessen Gasthof „Goldener Löwe“ in Kloster Veßra  (Landkreis Hildburghausen) immer mehr zum Anziehungspunkt auch aus dem Ausland angereister Neonazis geworden ist, kehrt bei heiklen Veranstaltungen sein Kommunalmandat als Vertreter von „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ heraus, das als NPD-nah zu betrachten ist. Auch wenn das Frenck-Bündnis gar keine bundespolitischen Ambitionen hat, lautet das „Kundgebungs“-Motto für den anstehenden „Lunikoff“-Balladenabend in Kloster Veßra „Merkel muss weg“.

Regeners Band „Lunikoff Verschwörung“, das Nachfolgeprojekt der  verbotenen Combo „Landser“, hatte am 15. Juli im nahe gelegenen Ort Themar ebenfalls mitgewirkt. Auch Frencks Gasthaus ist für Michael Regener, besser bekannt als „Lunikoff“, keine neue Adresse. Er bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Auftritten, Tonträgern und dem Verkauf von Merchandising-Produkten. Diese werden wohl auch am Dienstag vor Ort ausgebreitet, denn Nils Larisch hat via Facebook bereits sein Kommen angekündigt, und der ist verantwortlich für den in Leipzig ansässigen Hermannsland-Versand, der sich auf den Vertrieb von „Lunikoff“-/“Lunikoff Verschwörung“-Produkten spezialisiert hat. Im Vorjahr präsentierte die „Lunikoff Verschwörung“ übrigens den Titel „Die Merkel muss weg!“

Kleinfeldfußballturnier mit „Kategorie C“

Am 16. September findet dann bereits ein weiteres Konzert bei Frenck in Kloster Veßra statt, ebenfalls als Kundgebung angemeldet. Dann soll Martin Böhne von der westfälischen Rechtsrock-Band „Sleipnir“ als Solo-Act auftreten. Als Losung wird dabei ausgegeben: „Südthüringen steht zusammen gegen Gutmenschendummheit und Verblödung“. Organisatorisch verantwortlich tritt die in Suhl zu verortende Initiative „Sügida“ (Südthüringen gegen die Islamisierung des Abendlandes) auf, die schon seit Frühjahr 2015 nicht mehr auf der Straße, sondern zuletzt nur noch im Internet wahrzunehmen war. Der Terminhinweis wird auch über das internationale „Blood&Honour-Netzwerk“ verbreitet.

Außerdem rührt man bereits die Werbetrommel für eine weitere Veranstaltung in Themar. Auf dem Festivalgelände vom Juli, auf dem der NPDler Patrick Schröder am 29. Juli auch ein zweites Rechtsrock-Treffen unter dem Namen „Rock für Identität“ veranstaltete, zu dem etwa 900 Besucher anreisten, ist am 30. September ein Kleinfeldfußballturnier vorgesehen. Dem soll ein abendliches Konzert der Bremer Hooligan-Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ folgen. Sänger Hannes Ostendorf zählt zu Frencks musikalischen Stammgästen. Das Event an dem Samstag Ende des Monats läuft unter dem Kundgebungsmotto: „Gegen linke Gewalt“.

Zehn-Jahres-Option für Rechtsrock in Themar

Nach eigenen Angaben hat Frenck das Freigelände in Themar, das dem Gebrauchtwagenhändler Bodo Dressel gehört,  für zehn Jahre gepachtet. Dressel, in Kloser Veßra Frenck-Nachbar, war früher einmal CDU-Mitglied, engagierte sich bis vor kurzem noch für die AfD und kehrte der nach dem Wirbel um die sommerlichen Rechtsrock-Happenings dann aber den Rücken. Mit besagter Zehn-Jahres-Option dürfte Themar noch für eine sehr lange Zeit zu einer regelrechten braunen Pilgerstätte werden. Und als nächste Großveranstaltung dort steht der 28. Oktober vor der Tür. Dann lädt Schröder zur politischen Kundgebung „Rock gegen Links“. Die wird zwar vage für „Mitteldeutschland“ propagiert, inzwischen ist aber bereits durchgesickert, dass es sich um Themar handeln soll. Auch hierfür wird international bei „Blood&Honour“ geworben.

Als musikalischer Headliner wird die australische Band „Fortress“ herausgestellt, doch auch „Frontalkraft“ aus Cottbus und „Oidoxie“ aus dem Raum Dortmund gelten als szenebeliebte Zugpferde. Weiterhin sollen aus Brandenburg „Confident Of Victory“ (Senftenberg) sowie „Hausmannskost“ (Cottbus) aufspielen. Außerdem gehört die nach knapp siebeneinhalb Jahren Pause wieder aktive Thüringer Band „Sköll Dagaz“, die wie „Frontalkraft“ bereits am 29. Juli in Themar dabei war, zum Line-Up. Gelistet werden ferner „Germanium“, die zuletzt auf dem Sampler für den „Tag der deutschen Zukunft“ mit zwei Stücken auftauchten, und „Projekt Chaos“, deren Album „Musik Heil!“ aus dem Jahr 2015 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert wurde. In diesem Jahr warten sie aber bereits mit einem neuen Tonträger auf.

Als politische Redner für den 28. Oktober sind dann NPD-Bundesaktionsleiter Sebastian Schmidtke sowie der gut vernetzte Michael Zeise benannt. Letzterer war zuletzt bei parteiungebundenen Kräften ebenso aktiv wie im Umfeld der neonazistischen Kleinstpartei „Der III. Weg“. Zeise galt als enger Weggefährte von Ralf Wohlleben, dem derzeit in München angeklagten mutmaßlichen NSU-Unterstützer. Zeise bewegt sich seit Jahren in Rechtsrock-Kreisen, ist er doch selbst unter dem Pseudonym „Mic Revolt“ als rechter Rap-Sänger unterwegs.

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