Latente Drohungen
Wuppertal – Neonazis haben am Wochenende einen „bundesweiten Aktionstag“ organisiert, der sich gegen die Inhaftierung von 23 Neonazis aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen richten sollte.
Die Resonanz auf den Aufruf hielt sich in Grenzen. Den Schwerpunkt der Aktivitäten bildete Nordrhein-Westfalen, wo mit Axel Reitz, Sven Skoda und Paul Breuer drei führende Vertreter der „parteifreien“ Neonazis in Haft genommen worden waren. Rund 90 Neonazis trafen sich zur zahlenmäßig größten Veranstaltung gegen „staatliche Willkür“ am Samstagnachmittag bei einer Kundgebung in Wuppertal-Barmen. Dort sprachen unter anderem der Parchimer Neonazi Christian Worch und der Düsseldorfer NPD-Funktionär Manfred Breidbach.
Breidbach, stellvertretender NPD-Kreisvorsitzender in Düsseldorf/Mettmann, empfahl seinen „Kameraden“, gegen die Vertreter der „Plutokratendiktatur“ in ihrem jeweiligen Umfeld selbst „aktiv“ zu werden. Die „Führungsriege des Staates“ eignet sich seiner Einschätzung zufolge dafür freilich weniger. Sie lebe schließlich „in speziell abgesicherten Villen mit Sicherheitsdienst und schusssicheren Fenstern“.
„Richter leben nicht so abgesichert“
Breidbach: „Aber die zweite und dritte Garde dieses Staates, die Landespolitiker, die Staatsanwälte, die Richter, die die Haftbefehle für unsere Kameraden unterschreiben, die leben nicht so abgesichert.“ Da habe man „die Möglichkeit, auf sie einzuwirken, sie anzusprechen und ihnen zu sagen, was wir von ihnen halten“. Der Kreativität des Einzelnen seien keine Grenzen gesetzt. „Alles in legalem Rahmen“, fügte Breidbach, der andeutete, dass er seinen Redebeitrag zuvor juristisch hatte prüfen lassen, eilig hinzu.
Kleinere Aktionen von Neonazis mit einem Bezug zu den Festnahmen im Rheinland fanden bislang vorliegenden Berichten zufolge am Samstag auch in München, Halle, Rostock, Hannover, Bückeburg und Teterow (Mecklenburg-Vorpommern) sowie in Hamm, Münster, Dortmund, Essen, Minden, Erkelenz, Heinsberg, Meckenheim, Unna und im Raum Ahlen statt. Am Sonntag folgte eine Saalveranstaltung zum Thema im Kreis Mettmann, an der auch Claus Cremer, der Landesvorsitzende der nordrhein-westfälischen NPD, teilnahm.