Langjähriger Neonazi abberufen
Wien/Mackenrode - Der gebürtige Wiener Neonazi Karl Polacek ist verstorben. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre war Polacek einer der bedeutendsten Neonazi-Drahtzieher in Niedersachsen.
Polacek (Jg. 1934) hatte Österreich erstmals 1954 verlassen und sich schließlich 1981 in der niedersächsischen 300-Seelen-Gemeinde Mackenrode niedergelassen. Dort baute er ein Schulungszentrum der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) auf und avancierte zur Vaterfigur der gewaltbereiten und gewalttätigen Skinhead-Szene in Südniedersachsen.
1991 war Polacek, zeitweilig Mitglied der NPD, bundesweit in den Schlagzeilen, weil zwei Skinheads aus seiner jugendlichen Anhängerschaft in der Sylvesternacht in der Göttinger Vorortgemeinde Rosdorf den 21-jährigen Alexander Selchow niedergestochen hatten. Der Bundeswehrsoldat starb im Krankenhaus an einem Stich in den Magen. 1992 wurde Polacek, damals niedersächsischer FAP-Landesvorsitzender, wegen latenter Gewaltbereitschaft aus der Bundesrepublik Deutschland ausgewiesen.
Von Österreich aus beglückte Polacek seine bundesdeutsche Gefolgschaft bis 1998 mit dem primitiv gemachten antisemitischen Hetzblatt „Braunauer Ausguck“. In dem Pamphlet verherrlichte Polacek Gewalt und leugnete den industriell betriebenen Massenmord an Juden im Dritten Reich. 1999 entzog sich Polacek dem Antritt einer Freiheitsstrafe in Österreich wegen NS-Wiederbetätigung und tauchte unter. Seinen Lebensabend verbrachte er in Griechenland.
Der thüringische NPD-Landesvize und Neonazi Thorsten Heise (Jg. 1969) gilt als Polaceks politischer Ziehsohn. Heise war es auch, der beim Neonazi-Internetportal „Altermedia“ einen bewegenden Abschied von seinem „alten Freund, Vater und Mentor“ nahm. (am)